TUI hat mit seinen jüngst vorgelegten Zahlen enttäuscht. Die Hoffnungen ruhen nun vor allem auf einem starken Sommer 2022. Immerhin will der Reiseveranstalter seine Schulden weiter abbauen. Und: Die Aktionäre geben für weitere Kapitalmaßnahmen grünes Licht. Die Aktie kann "dennoch" satt zulegen und steht nun vor einer wichtigen Hürde.
Konkret ebneten die Eigentümer in der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag den Weg für weitere Kapitalerhöhungen im Volumen von 1,7 Milliarden Euro. Ein wichtiges Ziel dabei laut der TUI-Führung: "Beinfreiheit", um die Rückzahlung weiterer Staatshilfen anzugehen. Das zuletzt hinzugekommene Kapital darf das Management entsprechend nutzen, um eine stille Beteiligung des Bundes abzulösen. Gleichzeitig dürfen weitere Anleihen ausgegeben werden, die sich bei Bedarf noch in TUI-Aktien umwandeln lassen.
Die Unterstützung durch den Steuerzahler war umstritten - Kritiker meinten, der Vorstand habe in den Jahren vor der Pandemie seine Hausaufgaben besser erledigen müssen. Joussen hatte schon zuvor ein Sparprogramm entworfen, das in der akuten Krise dann erweitert wurde. Bis zum Herbst will er es "zu 90 Prozent" abgeschlossen haben, 2023 sollen die jährlichen Kosten um 400 Millionen Euro gesunken sein.
Die Analysten beurteilen das Zahlenwerk durchaus unterschiedlich. Jefferies etwa hat das Papier des Touristik-Konzerns nach den Quartalszahlen auf "Underperform" mit einem Kursziel von 2,10 Euro belassen. Der Verlust des Reisekonzerns liege über der Konsensschätzung, heißt es in einer aktuellen Studie. Mittelfristig sieht das US-Analysehaus zudem weiterhin Risiken für die Liquidität und die Bilanz. Die Bewertung der Aktie erscheine angemessen. Die Deutsche Bank hingegen hat ihr Kursziel von 2,90 auf 3,10 erhöht und dabei das "Hold"-Rating bestätigt.
Die TUI-Aktie gewinnt am Mittwoch rund sieben Prozent auf 3,24 Euro. Der nächste Widerstand lauert nun in Form des GD200 bei 3,25 Euro. Durch den Ausbruch über den GD200 würde ein starkes technisches Kaufsignal generiert und mittelfristig eine Trendwende möglich.
Aus Sicht des AKTIONÄR eignet sich TUI nach wie vor - aufgrund des ungünstigen Chance-Risiko-Verhältnisses - nicht als solides Langfristinvestment. Zum einen ist die übergeordnete Corona-Lage weiterhin unsicher - ein Top-Sommer 2022 ist keineswegs ausgemachte Sache. Zum anderen sind die Netto-Schulden (rund fünf Milliarden Euro) weiterhin hoch und es drohen weitere Kapitalerhöhungen. Der Weg dafür wäre jedenfalls seit dem gestrigen Dienstag frei.
Erfahrene Trader könnten jedoch einen Zock riskieren, wenn das Papier den GD200 bei 3,25 Euro überwindet.
(Mit Material von dpa-AFX)