Nach dem (zu) knappen Wahlausgang kommt es in der Türkei in anderthalb Wochen zum Showdown: Stichwahl zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seinem Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu. Bis dahin versucht die amtierende Führung offenbar mit aller Macht, einen weiteren Verfall der Lira zu verhindern.
Gegenüber dem Euro gelingt das bislang einigermaßen, wohl auch, weil der Euro ohnehin gerade etwas schwächelt. Schlechter sieht es beim Dollar aus. Der ist gegenüber der Lira auch kurzfristig immer noch in einem massiven Aufwärtstrend. Allein seit dem 9. Mai hat der Dollar mehr als ein Prozent gegenüber der Lira zugelegt. Fünf Prozent sind es auf Sicht von drei Monaten. 25 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten, beim Euro gegenüber der Lira sind es sogar 28 Prozent. Für Währungspaare sind das ziemlich gewaltige Verschiebungen in diesen Zeiträumen.
Insidern zufolge hat die türkische Zentralbank diese Woche unter anderem die Tageslimits für den Kauf von Devisen auf dem Interbankenmarkt gesenkt, um den Druck auf die Lira zu verringern, berichtet Bloomberg. Außerdem sollen Banken aufgefordert worden sein, Nachfragen von Unternehmen nach harten Währungen nur bei unmittelbarem Bedarf direkt zu bedienen.
Bereits am Montag hieß es, dass türkische Kreditinstitute Dollar verkauft haben sollen, um die eigene Währung zu stabilisieren.
Mit solchen Maßnahmen sollen mutmaßlich negative Nachrichten über den Verfall der türkischen Währung vor der Stichwahl vermieden werden.
Erdogan fährt trotz gigantischer Inflation eine Politik der relativ niedrigen Zinssätze – was den Lira-Verfall in den vergangenen Jahren sehr gefördert haben dürfte.
Dass die Lira trotz der Maßnahmen eher schwächelt, dürfte damit zu tun haben, dass Erdogan im ersten Wahlgang fast auf über 50 Prozent der Stimmen gekommen wäre. Gewinnt er, dürfte er seine bisherige Wirtschafts- und Finanzpolitik fortsetzen. Demnach spekulieren Marktteilnehmer bereits jetzt auf eine anhaltende Liraschwäche. Das Stabilisieren einer Währung gegen den Marktdruck funktioniert in der Regel nur sehr bedingt und lediglich kurzfristig, zumal die türkische Lira im Vergleich zu Euro und Dollar auch schlicht relativ unbedeutend ist.