In der Vorwoche machte im von vielen Anlegern bereits abgeschriebenen Cannabis-Sektor Tilray mit überraschend guten Zahlen auf sich aufmerksam. Die Aktie explodierte förmlich und blickt auf Monatssicht auf ein Plus von über 60 Prozent zurück. Das sorgte für Kursgewinne auch bei der Konkurrenz. Ist damit der Startschuss für eine nachhaltige Trendwende gefallen oder handelt es sich um ein weiteres Strohfeuer?
Angesichts der operativen Schwierigkeiten, in denen viele Cannabis-Unternehmen stecken, bislang bleibt die Nachfrageentwicklung weit hinter den einst erhofften Wachstumsraten zurück, auch teilen sich zu viele Anbieter einen vor allem in den USA und Europa bislang noch überschaubaren Markt, sorgten in den vergangenen Monaten nur noch gelegentliche Legalisierungsfortschritte für positive Impulse. Für eine nachhaltige Trendwende war das aber viel zu wenig.
Das überraschend gute Zahlenwerk von Tilray könnte die Karten jetzt aber neu mischen. Während die Erlöse nach einem Wachstum von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr deutlich über den Erwartungen lagen, konnte der Verlust um fast Dreiviertel auf 120 Millionen Dollar gesenkt werden. Damit ist man von einem nachhaltig profitablen Geschäft zwar noch immer ein ganzes Stück entfernt, das deutliche Eingrenzen der Verluste weckt branchenintern aber die Hoffnung darauf, dass man dem operativen Turnaround näher gerückt ist.
Tatsächlich wies Tilray zumindest bereinigt (Non-GAAP) ein Ergebnis von 0,00 Dollar pro Aktie aus. Das ist das beste Betriebsergebnis seit über einem Jahr. Ein besseres Ergebnis verhinderten bislang hohe Lagerbestände. Das aber soll laut des Managements auf dem Weg hin zu einem positiven Cashflow noch in diesem Geschäftsjahr kein Hindernis sein; der ist auch dringend nötig, um die zunehmend hohe Barverschuldung, inzwischen 590 Millionen Dollar, abzubauen.
Nachahmer wie Aurora Cannabis, Canopy Growth und Sundial ließen nicht lange auf sich warten und profitierten ebenfalls von kräftigen Kursgewinnen. Canopy und Sundial notieren auf Monatssicht mit Aufschlägen von rund 25 Prozent. Angesichts der langfristigen Kursentwicklung sind diese Gewinne bislang aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch von charttechnischer Entspannung kann bislang kaum eine Rede sein, wenngleich zumindest Tilray ein erstes Ausrufezeichen setzen konnte. Vor der Branche liegt in vielerlei Hinsicht noch ein langer Weg!
Das überraschend gute Zahlenwerk von Tilray sorgte in der gesamten Cannabis-Branche für Kursgewinne. Solange diese aber nicht auch von operativen Verbesserungen begleitet werden, dürfte es sich lediglich um ein weiteres Strohfeuer handeln. Die Konkurrenten sind also aufgefordert, jetzt mit ihren Zahlen zu liefern und ebenfalls operative Fortschritte anzuzeigen.
Langfristig dürfte die Branche vor einem operativen Durchbruch vor einer Konsolidierung stehen: Einige Wettbewerber dürften für immer verschwinden, andere aufgekauft werden. Investments in einzelne Titel sind daher mit hohen Risiken verbunden. Wer der Branche eine Chance geben möchte, ist mit einem Branchenindex wie dem North America Cannabis Select von DER AKTIONÄR Premium Invest daher deutlich besser beraten.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.