VW droht offenbar Ungemach. So könnte sich der im Sommer nur mühsam beigelegte Streit zwischen Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess und der Arbeitnehmerseite an Personalvorstellungen des Managers neu entzünden. Die Aktie des Wolfsburger Autobauers notiert aktuell mit mehr als zwei Prozent im Minus und trägt damit die rote Laterne im DAX.
Diess stößt nach Informationen der dpa vom Mittwoch im Kontrollgremium der Wolfsburger auf Widerstand gegen seine Wunschkandidaten für die neu zu besetzenden Vorstandsposten des Finanz- und Einkaufsressorts. Offenbar bevorzuge der VW-Boss Manager, die den Veränderungsdruck im Unternehmen erhöhen. Betriebsratschef Bernd Osterloh würde hingegen auf Kandidaten setzen, die besser in die Wolfsburger Konsenskultur passen.
Zudem soll Diess auch erneut eine frühzeitige Verlängerung seines eigenen, bis 2023 laufenden Vertrags ins Spiel gebracht haben. Mit einem solchen Vorschlag war er dem Vernehmen nach bereits im Sommer gescheitert - was unter anderem zu einem Eklat mit dem Aufsichtsrat führte, in dessen Folge sich Diess öffentlich entschuldigen musste.
Aus Kreisen der Kontrolleure hieß es mit Blick auf die diskutierten Top-Personalien, Diess habe "gewisse Vorstellungen", die er in die Debatte einbringe. „Da gibt es Meinungsverschiedenheiten." Für Entscheidungen sei aber noch Zeit bis Februar oder März. Unabhängig davon gelte: "Die Eigentümer stehen weiter hinter Herrn Diess."
Über neue Unstimmigkeiten hatten auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Betriebsratschef Bernd Osterloh teilte am Mittwoch über das Online-Netzwerk Linkedin mit, er wisse von keinem Streit über Vorstandsposten: „Mit dem Thema Personalien hat sich auch noch gar kein Aufsichtsratsgremium befasst." Er sei optimistisch, dass der Aufsichtsrat die richtige Wahl treffen werde, um mit den richtigen Kandidatinnen oder Kandidaten den Umbau der nächsten Jahre zu gestalten. „Um Volkswagen gemeinsam mit Herbert Diess an der Spitze in den nächsten Jahren erfolgreich weiterzuentwickeln."
Es hat den Anschein, dass der alte Machtkampf zwischen Konzernchef Diess und Betriebsratschef Osterloh neu entbrannt ist. Dieses Scharmützel kommt zur Unzeit, da sich VW gerade im größten Umbruch der Unternehmenshistorie befindet. Konzern-Boss Herbert Dies, der konsequent auf Veränderung und damit auf den Schwenk in Richtung Elektromobilität setzt, hat genau den richtigen Weg eingeschlagen. DER AKTIONÄR bleibt trotz der aktuell wohl weniger positiven Grundstimmung in der VW-Zentrale weiterhin optimistisch für die Aktie. Das Kursziel lautet unverändert: 180,00 Euro.
Mit Material von dpa-AFX