Schon ein Blick auf den Aktienkurs genügt, um festzustellen, dass Thyssenkrupp in der Krise steckt. Vor allem die Stahlsparte belastet den Industriemischkonzern. Das Management hatte das schon frühzeitig erkannt und versuchte zu handeln – mit wenig Erfolg. Doch der Tyssenkrupp-Chef lässt nicht locker.
Billiger Stahl aus China, EU-Umweltauflagen sowie die Umstellung auf grünen Stahl und hohe Energiekosten: Auf Thyssenkrupp Steel leidet unter zahlreichen Belastungsfaktoren. Dem versuchte Thyssenkrupp, frühzeitig zu begegnen. Schon 2017 plante der Konzern, die Stahltochter mit dem Europa-Ableger des indischen Konkurrenten Tata Steel zu fusionieren, um so Synergien zu heben und die Abhängigkeit vom schwankenden Stahlgeschäft verringern. Letztendlich scheiterte das Vorhaben 2019 an scharfen Bedenken der EU-Wettbewerbshüter.
Gegen die Entscheidung hatte Thyssenkrupp damals eine Klage eingereicht. Diese wurde 2022 abgewiesen und die dagegen eingelegte Berufung am Freitag „in vollem Umfang" zurückgewiesen, erklärt der Europäische Gerichtshof.
Thyssenkrupp sieht sich im Recht
Dennoch beharrt Thyssenkrupp weiterhin auf seiner Sichtweise. Man habe das Urteil zur Kenntnis genommen und werde die Begründung des Urteils auswerten, so der Konzern in einer Reaktion. Man sei der Ansicht, dass die vorgebrachten Klagegründe nicht hinreichend berücksichtigt wurden.
Inzwischen ist die Fusion mit Tata Steel zwar vom Tisch. Thyssenkrupp hält jedoch weiterhin an den Plänen fest, seine Stahlsparte eigenständig aufzustellen. Dafür plant der Konzern ein Joint Venture mit dem Energieunternehmen EP Corporate Group zu gründen. Die Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky habe sich bereits im Juli mit 20 Prozent an der Stahlsparte beteiligt. Aktuell befinde man sich in Gesprächen über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile Stahlgeschäft mit dem Ziel, ein gleichberechtigtes 50/50-Joint Venture zu bilden.
Thyssenkrupp hält an seinen Plänen, die Stahlsparte eigenständig aufzustellen fest. Dennoch gibt es weiterhin zahlreiche Baustellen. So etwa den Konflikt mit den Arbeitnehmern oder die Turbulenzen innerhalb des Managements von Mutter und Tochter. Hinzu kommt der teure Umbau auf grünen Stahl und hinter dem Einstieg Křetínskýs stehen ebenfalls Fragezeichen. Die jüngste Erholung der Aktie ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Anleger bleiben an der Seitenlinie.
mit Material von dpa-AFX
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