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28.08.2020 Maximilian Völkl

ThyssenKrupp: Staatshilfen als letzte Chance – das sagt Peter Altmaier

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ThyssenKrupp

ThyssenKrupp befindet sich in einer tiefen Krise. Der Stahlkonzern muss 3.000 Stellen in den Hütten streichen und sich Dumpingpreisen der internationalen Konkurrenz erwehren. Die Not war so groß, dass der Konzern seine Aufzugsparte, zuletzt der einzige nennenswerte Gewinnbringer, verkaufen musste. Jetzt soll ein klassisches Produkt in neuem Gewand die Wende im Revier bringen: "Grüner Stahl", bei dessen Herstellung kein klimaschädliches Kohlendioxid entsteht.

Der Weg in diese Zukunft begann am Freitag auf einem Werksparkplatz zwischen Kohlebergen und abgestellten Stahlbrammen. Dort präsentierte der größte deutsche Stahlhersteller die Pläne für einen neuartigen Hochofen, in dem Stahl mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und nicht mehr mit Kohle erzeugt werden soll. Dann würde nur Wasserdampf statt Kohlendioxid entweichen. In Betrieb gehen soll der Hochofen 2025 und ab 2030 etwa 3 Millionen Tonnen Stahl im Jahr liefern, ein gutes Viertel der bisherigen Jahresproduktion in Duisburg.

Rund eine Milliarde Euro soll die „Direktreduktionsanlage mit Einschmelzer“ kosten. Zu viel Geld für den angeschlagenen Konzern. Kein Unternehmen in der Stahlindustrie könne solche „Herausforderungen allein bewältigen“, sagte Vorstandschefin Martina Merz. Aber im Stahl liege „ein unglaublich großer Hebel“, dem Klimawandel zu begegnen, warb Merz um staatliche Unterstützung. Auf die Stahlindustrie entfällt ein erheblicher Teil des CO2-Ausstoßes. Allein der Standort Duisburg ist für zwei Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich.

Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Transformation gelingt und der Stahl eben nicht zur neuen Kohle wird.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) war quasi als Mutmacher in das riesige Stahlwerk am Rhein gekommen. Seine Botschaft: „Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Transformation gelingt und der Stahl eben nicht zur neuen Kohle wird.“ Konkrete Finanzzusagen hatten Altmaier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) aber nicht mitgebracht. Denn ohne Zustimmung aus Brüssel dürfen keine Beihilfen aus dem Bundeshaushalt fließen. Altmaier ist aber zuversichtlich, bis Mitte kommenden Jahres grünes Licht von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zu bekommen.

ThyssenKrupp
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bei ThyssenKrupp

Ungewisse Zukunft für Stahlbranche

Wie viel Stahl künftig noch in Deutschland produziert wird, ist aber ungewiss. Die Hüttenwerke stecken nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie in der Krise. Der Stahlabsatz ist bereits vorher gesunken. Viele Jahre sei es der Branche im europäischen Vergleich gut gegangen, sagte Roland Döhrn, Stahlexperte des Essener Wirtschaftsforschungsinstituts RWI. „Die deutsche Wirtschaft ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern außergewöhnlich stahlintensiv.“ Ihre enge Verknüpfung mit der Automobilindustrie, auf die etwa ein Viertel des deutschen Stahlbedarfs entfalle, werde aber zunehmend zum Problem für die Branche. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass beim Umstieg auf die E-Mobilität die für den Auslandsabsatz bestimmten Fahrzeuge künftig vermehrt „näher am Kunden“ produziert werden, sei relativ hoch.

Angesichts der Größe der Herausforderung sind auch wieder Rufe nach einer Fusion deutscher Stahlhersteller laut geworden. ThyssenKrupp-Chefin Merz hält die Augen in alle Richtungen offen und betont, es gebe keine Denkverbote. Altmaier will sich nicht einmischen. „Das müssen die beteiligten Unternehmen diskutieren“, sagte er. Die angebotenen Hilfen des Bundes werde es aber „unabhängig von den gesellschaftsrechtlichen Konstruktionen“ geben. Nur die Frage nach der von der NRW-SPD geforderten Staatsbeteiligung an einem fusionierten Stahlkonzern wollte der Wirtschaftsminister nicht hören. Sie „stelle sich nicht und sei gegenstandslos“.

ThyssenKrupp (WKN: 750000)

Staatliche Unterstützung könnte ThyssenKrupp helfen und ist quasi unabdingbar, um die anspruchsvollen Klimaziele zu erreichen. Die großen Herausforderungen, denen sich der Konzern stellen muss, werden dadurch aber nicht gelöst. Ob für den Stahl zeitnah bessere Zeiten anstehen, erscheint zumindest fraglich. Anleger sollten dieses Risiko nicht eingehen und unverändert an der Seitenlinie bleiben.

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