Die neue Corona-Mutation sorgt an der Börse wieder für fallende Kurse. Größte Verlierer im MDAX sind allerdings nicht die schwer gebeutelten Unternehmen aus der Luftfahrtbranche, sondern der Industriekonzern ThyssenKrupp. Die Angst vor einer ausbleibenden Konjunkturerholung drückt die Aktie nach der jüngsten Erholungsrallye wieder tief ins Minus.
Der Abverkauf bei ThyssenKrupp zeigt, auf welch wackligen Beinen die jüngste Erholung steht. Bleibt die Belebung der Wirtschaft nach der Pandemie aus, fehlen dem Konzern die finanziellen Mittel, um den aufwendigen Umbau und die dringend benötigten Investitionen, die etwa für den Umbau zu klimaneutralem Stahl nötig sind, zu stemmen.
Zudem steigt der Zeitdruck bei der Lösungssuche für die Stahlsparte. Das zyklische Geschäft schreibt derzeit hohe Verluste, kann in besseren Zeiten aber auch solide Gewinne beisteuern. Wichtig wäre vor allem eine Erholung der Autobranche. Denn aktuell scheint zumindest fraglich, ob ein Deal mit Liberty Steel zustande kommt – einem Staatseinstieg hat die Politik ein deutliches Veto erteilt.
Für Panik ist es aber noch zu früh. Zum einen dürften die Impfstoffe auch gegen ein mutiertes Coronavirus wirken, zum anderen fußt die jüngste Rallye bei ThyssenKrupp nicht nur auf der Hoffnung auf eine Erholung der zyklischen Sparten. Fantasie verleiht auch das Thema Wasserstoff. Eine Veranstaltung zum Thema Elektrolyse und die Aussichten der Tochter Uhde hatten dem Kurs zuletzt deutlich Auftrieb verliehen.
ThyssenKrupp bleibt eine hochspekulative Wette. Bleibt die Konjunkturerholung aus, geht der Konzern ganz schweren Zeiten entgegen. Das finanzielle Polster könnte dann schnell aufgebraucht sein. Geht es mit der Wirtschaft jedoch aufwärts, könnte der Turnaround gelingen. Der Megatrend Wasserstoff sorgt an der Börse zudem für Begeisterung und könnte für eine deutlich höhere Bewertung sorgen. Wer mutig ist, kann mögliche weitere Rücksetzer wegen der Corona-Mutation nutzen, um eine erste spekulative Position aufzubauen.