Die Stahlindustrie steht vor der großen Herausforderung, den Wandel zur Klimaneutralität zu schaffen. Um den Weg für „grünen Stahl“ zu bereiten, muss allerdings zunächst einmal viel Geld investiert werden. ThyssenKrupp hat die Zeichen der Zeit dennoch erkannt, doch auch die Konkurrenz schläft nicht.
Am Mittwoch ist ThyssenKrupp Steel Gastgeber des „Transformationsforum Stahl“, auf dem mit Politikern über den Umstieg auf „grünen Stahl“ diskutiert wird. „Wir können und wollen einen massiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber wir brauchen jetzt die richtigen Maßnahmen und Instrumente zur Begleitung der neuen Klimaschutzgesetzgebung“, sagt ThyssenKrupp-Stahlchef Bernhard Osburg dazu.
Klar ist aber auch, dass die ohnehin angeschlagene Branche finanziell vor massive Herausforderungen gestellt wird. „Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht dürften wir die Transformation unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht starten“, so Osburg. Da der Stahl aber die Chance auf massive CO2-Einsparungen biete, müsse die Politik entsprechende Maßnahmen ergreifen. Entscheidend seien etwa fairer Wettbewerb ohne Billigimporte, eine Stärkung der Nachfrage nach „grünem Stahl“ oder die Sicherung wettbewerbsfähiger Preise.
Neuer Rivale in Schweden
Derweil bleibt aber auch die Konkurrenz nicht untätig. So will etwa das schwedische Start-Up H2GS bis 2030 fünf Millionen Tonnen fossilfreien Stahl produzieren. Dazu ist nun auch der Autobauer Daimler eingestiegen, der die Lieferkette ebenfalls CO2-neutral gestalten will. Dass der DAX-Konzern nach Schweden blicke, ist laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer äußerst ernst zu nehmen. Er spricht von einem „Wachrütteln für ThyssenKrupp“.
ThyssenKrupp hat noch einen weiten Weg vor sich. An den Investitionen führt kein Weg vorbei, doch Gewinne wirft der Wandel in der Stahlbranche zunächst nicht ab. Dennoch gilt: Findet der Konzern eine tragfähige Lösung für die Sparte und wird das zukunftsträchtige Wasserstoffgeschäft entsprechend monetarisiert, ist eine deutlich höhere Bewertung der Aktie möglich. Spekulative Anleger bleiben dabei.