Im freundlichen Marktumfeld kann sich die Aktie von ThyssenKrupp weiter von den jüngsten Tiefs lösen. Inzwischen rückt die 10-Euro-Marke wieder näher, Rückenwind gibt es dabei von Seiten der Analysten. Derweil wird immer deutlicher, dass der Konzern nur knapp an einem großen finanziellen Fiasko vorbeigeschlittert ist.
Zu Jahresbeginn hatte ThyssenKrupp erst nach langem Überlegen ein Übernahmeangebot von Liberty Steel abgelehnt. Inzwischen ist der Konzern aber selbst durch die Greensill-Insolvenz in Finanznöte geraten und muss nun mehrere Werke in Großbritannien mit 1.500 Beschäftigten verkaufen.
Die Finanzprobleme von Liberty verdeutlichen, dass die Absage die richtige Entscheidung war. Dennoch fehlt nach wie vor eine tragfähige Lösung für den Stahl. Das Management arbeitet zwar daran, die Sparte eigenständig aufzustellen, das braucht aber Zeit. Aufgrund des nach wie vor hohen Mittelabflusses läuft dem Konzern diese Zeit aber nach und nach davon.
Hochstufung von Morgan Stanley
Etwas Rückenwind gibt es derweil von Seiten der Analysten. Morgan Stanley hat die Einstufung von „Underweight“ auf „Equal-weight“ geändert und das Kursziel von 9,50 auf 9,60 Euro angehoben. Grund für das neue Votum ist vor allem der jüngste Kursrücksetzer, durch den sich das Chance-Risiko-Verhältnis verbessert habe, so Analyst Alain Gabriel. Chancen im Wasserstoffbereich auf der einen Seite würden Risiken beim Stahlumbau und der generellen Neustrukturierung auf der anderen Seite gegenüberstehen.
Die ThyssenKrupp-Aktie hat knapp über dem Stopp nach oben gedreht. Nun hellt sich das Chartbild wieder auf. Es bleibt aber dabei: Die Risiken sind angesichts des Mittelabflusses hoch. Nur spekulative Anleger sollten darauf setzen, dass die Trendwende glückt. Gelingt der Umbau, ist das Potenzial für höhere Kurse aber durchaus vorhanden.