Die Krise rund um den Stahl hat bei Thyssenkrupp zuletzt die Schlagzeilen bestimmt und für ein neues Rekordtief bei der Aktie gesorgt. Am Mittwoch kann die Aktie aber wieder ein Plus verzeichnen. Gute Nachrichten gibt es vom Anlagenbauer Polysius, der zum Industriekonzern gehört und in Griechenland einen Großauftrag aus der Zementindustrie erhalten hat.
Das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Beckum wird für ein Werk der griechischen Titan-Gruppe zwei Anlagen zur CO2-Abscheidung errichten, wie Thyssenkrupp in Essen mitteilte. Mithilfe der Anlagen sollen jährlich rund 1,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. „Das entspricht rund zwölf Prozent aller Treibhausgasemissionen der griechischen Industrie“, sagte der Strategiechef des Thyssenkrupp-Konzernsegments Decarbon Technologies, Cetin Nazikkol. Damit leiste man einen wesentlichen Beitrag zu einem der größten CO2-Abscheidungsprojekte in Europa. Die weltweite Zementproduktion ist nach Angaben von Thyssenkrupp für rund sieben Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Die Anlagen sollen im Zementwerk Kamari nordwestlich von Athen errichtet und Ende 2029 in Betrieb genommen werden. Über das Auftragsvolumen machten die beteiligten Unternehmen keine Angaben. „Mit dieser Technologie können die CO2-Emissionen des Werks nahezu vollständig reduziert werden“, hieß es. Das abgeschiedene, verflüssigte Kohlendioxid soll im griechischen Mittelmeerraum im Meeresboden verpresst werden und nicht in die Atmosphäre gelangen. Das sogenannte Carbon-Capture-Projekt trägt den Titel „Ifestos“. Es ermöglicht demnach die Herstellung von kohlenstofffreiem Zement und Beton.
Die CO2-Abscheidetechnik von Polysius soll auch beim Bau eines neuen Zementwerks der Firma Holcim im schleswig-holsteinischen Lägerdorf zum Einsatz kommen. Dort soll das aufbereitete CO2 als Rohstoff von der Industrie genutzt werden. Das Werk soll 2028 in Betrieb genommen werden, hatten die beteiligten Firmen im April erklärt. Das Kohlendioxid-Einsparvolumen dort wird mit jährlich 1,2 Millionen Tonnen angegeben.
Gute Nachrichten bei Thyssenkrupp sind derzeit eher die Ausnahme. Eine nachhaltige Erholung der Aktie kann es aber wohl erst geben, wenn eine tragfähige Lösung für den Stahl gefunden wird. Hier bleiben noch viele Fragen offen. Anleger sollten deshalb auch angesichts des schwachen Chartbilds unverändert an der Seitenlinie bleiben.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.