Der Industriekonzern ThyssenKrupp kämpft auf seinem Erholungskurs mit einem immer stärkeren Gegenwind. Zwar steigerte das Unternehmen im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr den operativen Gewinn um gut ein Viertel, wegen wachsender Sorgen über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und des neuerlichen Verfalls der Stahlpreise wagte das Management aber nur eine vorsichtige Prognose. Bei der Dividende hält sich der Konzern stärker zurück als erwartet.
Die Aussichten für ThyssenKrupp verdüsterten sich zuletzt deutlich. So legte der Umsatz im vergangenen Berichtsjahr nur dank des schwachen Euro um vier Prozent auf 42,8 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang wäre ohne die günstigen Wechselkurse sogar deutlich gesunken. Hintergrund ist der heftige Verfall der Stahlpreise weltweit wegen der massiv gestiegenen Ausfuhren aus China. Zudem sammelte der Großanlagenbau wegen der niedrigen Rohstoffpreise weniger Aufträge ein.
Cashflow-positiv
Das bereinigte EBIT konnte um rund 25 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro gesteigert werden. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von 309 Millionen Euro übrig, das ist fast die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor. Dabei profitierte ThyssenKrupp vor allem von milliardenschweren Einsparungen. Zudem legte das Aufzugsgeschäft kräftig zu. Positiv: Erstmals seit neun Jahren ist der operative Cashflow wieder positiv. Dies sei ein Meilenstein im Veränderungsprozess von Thyssenkrupp, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. "Wir haben geliefert, was wir versprochen haben."
Nicht zufriedenstellende Dividende
Das bereinigte EBIT lag leicht über, der Reingewinn deutlich unter den Erwartungen. Die Schätzungen hatten auf 1,65 Milliarden Euro und 376 Millionen Euro gelautet. Nicht gefallen dürfte den Investoren die Dividende: Die geplante Erhöhung von 11 auf 15 Cent pro Anteilsschein liegt unter den Prognosen. "Die Dividende kann uns mittelfristig nicht zufrieden stellen", sagte Hiesinger. "Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung, der auch unsere bilanziellen Erfordernisse berücksichtigt."
Im neuen Jahr soll der operative Gewinn nun zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro landen. Damit ist das mittelfristige Ziel von zwei Milliarden noch etwas entfernt. Entscheidend sei vor allem die weitere Entwicklung der Stahlpreise. Einen wichtigen Beitrag von 850 Millionen Euro zum Gewinn sollen weitere Einsparungen liefern.
Verluste programmiert
Die Aktie von ThyssenKrupp wird am Donnerstag voraussichtlich auf den hinteren Plätzen im DAX-Ranking rangieren. Die Zahlen und der Ausblick dürften einige Anleger enttäuschen. Wer der Trading-Empfehlung des AKTIONÄR gefolgt ist, sollte vor einer Neueinschätzung die erzielten Gewinne mitnehmen.
(Mit Material von dpa-AFX)