Mehr als 25 Prozent hat die Aktie von ThyssenKrupp am Freitag zwischenzeitlich zugelegt. Rund zehn Prozent Plus blieben am Ende übrig. Offen ist aber nach wie vor, ob das Angebot von Liberty Steel auf Gegenliebe trifft. Sowohl von Unternehmensseite als auch aus der Politik häufen sich inzwischen die Stimmen zur Zukunft der Stahlsparte.
Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart wertete die Fusion positiv – allerdings nur, wenn Job-Auflagen erfüllt werden. „Auch Zusammenschlüsse mit anderen Anbietern können Teil der Lösung sein, wenn sie den Umbau beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dabei wird die Landesregierung genau darauf achten, dass die Interessen der Beschäftigten gewahrt werden", so Pinkwart zur Rheinischen Post.
Nicht zur Übernahme äußern wollte sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Er sprach sich allerdings erneut klar gegen eine Staatsbeteiligung als Alternative aus. „Wir sind bereit, öffentliche Gelder für den gewaltigen Umbau der Stahlindustrie hin zu klimaneutralem Stahl zur Verfügung zu stellen. Und natürlich stehen auch unsere Hilfsprogramme offen, wenn Liquiditätsbedarf besteht", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es gebe dafür verschiedene Instrumente wie staatliche Bürgschaften oder Kredite. „Regelrechte Verstaatlichungen gehören für mich nicht dazu.“
Liberty-Steel-Inhaber äußert sich
Sanjeev Gupta, der Inhaber von Liberty Steel, setzt im Gespräch mit der Rheinischen Post vor allem auf eine Verbesserung der Klimabilanz. „Die Werke sind nicht ausgelastet und die Klimabilanz der Branche ist alles andere als gut. Deshalb müssen wir Stahl möglichst schnell CO2-neutral produzieren. Gemeinsam mit ThyssenKrupp können wir das deutlich besser und früher erreichen.“
Er zeigte sich zudem optimistisch, dass die Kartellbehörden dem Deal zustimmen. „Liberty Steel ist stark in osteuropäischen Wachstumsmärkten und in der Bauindustrie, während ThyssenKrupp seine Stärken in Westeuropa und in der Automobilindustrie hat.“ Auch die Bedenken der Gewerkschaft versuchte Gupta zu zerstreuen. „Mit einem Zusammenschluss verbessern wir die Auslastung auf beiden Seiten und sichern so Arbeitsplätze.“
Nach wie vor ist offen, wie hoch das Angebot von Liberty Steel wirklich ist. Vor allem von der IG Metall ist zudem noch viel Widerstand zu erwarten. Es erscheint zumindest fraglich, ob es letztlich wirklich zum Deal kommt. Gerüchte darüber könnten die Aktie weiter antreiben. Doch es bleiben viele Probleme. Langfristig orientierte Anleger warten unverändert ab.