Für Aufsehen sorgte am Donnerstagabend ein Medienbericht, dass ThyssenKrupp noch heute ein Angebot für die komplette Stahlsparte bekommen könnte. Der Konzern würde sich damit von dem zyklischen und derzeit verlustbringenden Geschäft trennen und könnte die Bilanz bereinigen. Die Aktie springt deshalb auch an. Doch es gibt auch viele Fragezeichen.
So ist nach dem Spiegel-Bericht noch völlig offen, was der potenzielle Käufer Liberty Steel für Preisvorstellungen hat. Die Verhandlungsposition von ThyssenKrupp ist nicht gerade gut, was auf den Preis drücken könnte. Hinzu kommt die große Frage, wie die Arbeitnehmervertreter zu einem möglichen Deal stehen. Traditionell haben diese bei ThyssenKrupp eine hohe Bedeutung – ein Verkauf dürfte ohne Zustimmung von IG Metall und Co nicht von statten gehen.
Doch selbst wenn der Verkauf zu einem angemessenen Preis erfolgt bleibt offen, für was ThyssenKrupp künftig stehen will. Mit der Stahlsparte würde der Konzern sich von seinen Wurzeln trennen. Es droht eine Identitätssuche, zumal auch verbleibende Geschäfte wie die Autokomponentensparte oder das Werftengeschäft schwache Zahlen liefern und zur Disposition stehen. Ob der Werkstoffhandel und die Industriekomponenten alleine die Zukunft des einstigen Konglomerats sein sollen, erscheint zumindest zweifelhaft.
Sollte das Angebot von Liberty Steel akzeptabel sein, könnte eine nachhaltige Lösung für den Stahl gefunden werden. Das dürfte der Aktie kurzfristig Schwung verleihen. Trader können darauf setzen, dass es zunächst einmal in Richtung 5,50 Euro geht. Wer langfristig orientiert ist, sollte dagegen Details abwarten, denn es bleiben noch viele Fragen offen – und die Risiken hoch.