Mit einem deutlichen Plus hat die Aktie von ThyssenKrupp auf ein Angebot von Liberty Steel für die eigene Stahlsparte reagiert. Ob sich der Industriekonzern nun von seinen Wurzeln trennt, ist aber noch lange nicht sicher. Die Höhe des Angebots ist ungewiss, die Gewerkschaften wehren sich und es bleibt offen, wofür ThyssenKrupp nach einem Verkauf überhaupt stehen würde. Auch die Analysten sind vorsichtig gestimmt.
Eine Deutsche Stahl AG, zusammen mit Salzgitter, sei gegenwärtig nicht zu realisieren, und einem Staatseinstieg sei eine Absage erteilt worden, so Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er befürchtet daher eine schwache Verhandlungsposition von ThyssenKrupp. Der Angebotspreis könnte unter den Erwartungen des Konzerns liegen. Wegen möglicher Fortschritte in der Neuausrichtung und angesichts des aktuellen Kursniveaus änderte er jedoch sein Anlageurteil von „Verkaufen“ auf „Halten“. Den fairen Wert beließ er auf 4,80 Euro.
Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für ThyssenKrupp derweil bereits vor dem Liberty-Steel-Angebot von 5,10 auf 5,30 Euro angehoben, aber die Einstufung trotz der sich verbessernden Margen im Stahlsektor auf „Underweight“ belassen. Kurzfristig bestehe in den entwickelten Märkten das Risiko eines weiteren Lockdowns, so Analyst Luke Nelson. Bei ThyssenKrupp sei mittelfristig zudem ein begrenzter Barmittelfluss zu befürchten.
Stahl bleibt ein schwieriges Geschäft. Eine Lösung für die Sparte könnte bei ThyssenKrupp als Kurstreiber fungieren. Trader können deshalb zugreifen. Ob es wirklich zum Deal kommt, erscheint aber fraglich – und selbst dann, bleiben viele Probleme. Langfristig orientierte Anleger meiden die Aktie deshalb weiter.
Mit Material von dpa-AFX