Auf dem Kapitalmarkttag hat Thyssenkrupp das deutliche Wachstumspotenzial des Wasserstoffgeschäfts hervorgehoben. Unter dem neuen Namen Thyssenkrupp Nucera soll die Tochter voraussichtlich an die Börse gehen, die Mutter will aber beteiligt werden. DER AKTIONÄR zeigt, was Anleger jetzt wissen müssen.
Erste Zahlen zu Nucera wurden bereits am Morgen bekannt. So werden für das Wasserstoffgeschäft bis zum Geschäftsjahr 2024/25 Erlöse von rund 600 bis 700 Millionen Euro angepeilt. Im abgelaufenen Jahr 2020/21 waren die Erlöse um rund ein Viertel auf 319 Millionen Euro gestiegen, das EBIT lag stabil bei 27 Millionen Euro. Dabei dominierte noch das klassische Chlor-Alkali-Geschäft. Dies soll sich jedoch mittelfristig ins Gegenteil verkehren. Die Schwelle zur Profitabilität soll das Wasserstoffgeschäft im Geschäftsjahr 2023/24 erreichen. Langfristig rechnet Finanzvorstand Arno Pfannschmidt hier mit Renditen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.
Per Ende Dezember konnte Nucera auf einen Auftragsbestand für „grünen“ Wasserstoff von rund 900 Millionen Euro blicken. Das Chlor-Alkali-Geschäft komme dazu auf ein Neugeschäft von etwa 400 Millionen Euro. Die Erlöse sollen sich in dem Bereich in den kommenden Jahren weiter stabil entwickeln, sagte Pfannschmidt auf der Investorenveranstaltung – mit etwa 300 Millionen Euro bis 2025/26.
Bei einem möglichen Börsengang von Nucera wird noch immer eine Bewertung von rund fünf Milliarden Euro für möglich gehalten. CFO Pfannschmidt kalkuliert mit primären Erlösen aus dem Börsengang von 500 bis 600 Millionen Euro. Dabei gebe es die Möglichkeit einer Zweitplatzierung, sagte er.
Wasserstoff im Trend
„Schon heute können wir jährlich Elektrolysezellen mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt liefern. Das ist erst der Anfang. Wir wollen zum Technologieführer für die Herstellung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab werden“, sagte derweil Nucera-CEO Denis Krude. Das Hochfahren der Wasserstoff-Technologie werde den Schwerpunkt der geschäftlichen Aktivitäten des Unternehmens in den kommenden Jahren deutlich verändern, das sich selbst derzeit mit über zehn Gigawatt installierter Elektrolyse-Leistung als ein Marktführer in der Chlor-Alkali-Elektrolyse sieht.
Der Wasserstoffmarkt soll sich Erwartungen zufolge bis zum Jahr 2050 versiebenfachen. Die bisher fossile Erzeugung soll dann überwiegend auf grünen Wasserstoff umgestellt werden, so die Überzeugung. Studien zufolge sollen dann 60 bis 80 Prozent davon klimaneutral erzeugt werden.
Die Entwicklung rund um den Wasserstoff ist ein Katalysator für die ThyssenKrupp-Aktie, ein IPO wäre sehr zu begrüßen. Die Bewertung der Mutter lässt dann noch viel Luft nach oben. Anleger können zugreifen.
Mit Material von dpa-AFX