Mit Blick auf die Kursentwicklung wird schnell klar: Es läuft alles andere als rund bei Teamviewer. Dabei sahen einige Verwegene beim Börsengang vor zwei Jahren im Göppinger Fernwartungs-Spezialisten bereits die nächste SAP. Und Corona beschleunigte dann noch das Wachstum des Unternehmens. Die unerfreuliche Gegenwart: Die Aktie kämpft mit ihrem Allzeittief.
Das große Problem: Das Unternehmen hat faktisch unerreichbare Erwartungen geweckt und viel zu lange mit der Revision derselben gewartet. Klar, es ging vor zwei Jahren richtig gut los. Der schwäbische Software-Anbieter schaffte sogar den größten Börsengang des Jahres in Europa. 84 Millionen Aktien wurden zu je 26,25 Euro bei neuen Investoren untergebracht. Der Kurs kletterte von einem Tief im Oktober 2019 bei 21,38 Euro bis auf rund 55 Euro im Hochsommer 2020.
Auch Anfang Februar dieses Jahres schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Teamviewer versprach nämlich, bei den Erlösen die magische Milliarden-Marke 2023 zu überspringen. Das wäre mehr als eine Verdopplung gegenüber 2020 gewesen, als der Wert währungsbereinigt bereits um 44 Prozent auf 460 Millionen Euro geklettert war.
Anfang Oktober dann die bittere Realität: Nach schwachen vorläufigen Quartalszahlen kappte das von Unternehmens-Boss Oliver Steil geführte seine Prognosen insgesamt – Billings (Rechnungsstellung), Umsatz und operative Marge werden viel niedriger ausfallen als erwartet. Steil gestand seinerzeit sogar: „Einige waren skeptisch mit Blick auf unsere Ambitionen für das zweite Halbjahr, und heute müssen wir einräumen, dass sie recht hatten.“
Recht hat auch bekanntlich der Markt: Die Aktie hat seit ihrem 2020er-Hoch rund 80 Prozent verloren. Am Mittwoch notiert der Titel knapp über der 11-Euro-Marke, nachdem im frühen Handel das Allzeittief bei 10,92 Euro getestet wurde.
Ganz klar: Teamviewer hat viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren. Nur wenn die Göppinger klare, eindeutige Verbesserungen im operativen Geschäft vorlegen können, geht es auch für den Aktienkurs aufwärts. Bis dahin sind – mit Blick auf das trübe Chartbild – weitere Kursverluste möglich. DER AKTIONÄR rechnet damit, dass die 10-Euro-Marke demnächst durchaus berührt werden kann.