Anderthalb Jahre ist es nun her, dass die Bilanzmanipulationen bei Steinhoff ans Licht kamen. Einige Details hat die Öffentlichkeit zwar erfahren, doch noch immer gibt es viele Fragen. Zum Beispiel: Wer ist der hauptverantwortliche Strippenzieher? Verdächtigt wird Ex-CEO Markus Jooste. Der ist abgetaucht.
870 Millionen Südafrikanische Rand (53,6 Millionen Euro) verlangt Steinhoff von Jooste zurück. Ein Betrag, den der schwer angeschlagene Möbelhändler gut gebrauchen kann.
Doch die Frage, die sich alle stellen: Wo ist Jooste bloß? Warum schweigt er immer noch? Seine letzte Wortmeldung datiert von 2018. Damals beteuerte er unter Eid vor dem Parlament in Südafrika seine Unschuld.
Er sich keiner Unregelmäßigkeiten bewusst gewesen, als er Steinhoff am 5. Dezember 2017 verlassen hatte, so der Ex-Chef. Jooste schob die Verantwortung in Richtung Deloitte, die zu den vier größten Wirtschaftsprüfern der Welt zählen.
Sollte Jooste am 5. Dezember 2017 wirklich nichts gewusst haben, wie konnte er zuvor brisante SMS an Freunde verschicken? In den SMS warnte Jooste zumindest zwei Personen, dass nicht weiter spezifizierte schlechte Nachrichten bevorstünden. Versendedatum der Nachrichten laut Bloomberg: 30. November.
Ebenfalls sonderbar: Jooste schaffte es irgendwie, dass Großaktionär und Ex-Aufsichtsratschef Christo Wiese nichts von seinem Privatleben mitbekam. „Es wird behauptet, dass Jooste jahrelang eine Freundin hatte. Ich wusste nichts davon. Hätte ich davon gewusst, hätte ich ihn deswegen zur Rede gestellt“, so Wiese im Interview mit CNBC. „Wenn ein Mann jeden Tag seine Frau belügen kann, warum sollte er dann nicht seine Kollegen oder seinen Aufsichtsrat anlügen? Ich habe früher zwei, drei Vorstände gefeuert, weil sie außereheliche Affären hatten.“
Der Fall Steinhoff ist völlig verzwickt. Es ist fraglich, ob jemals alle Details herauskommen werden. Wie viel am Ende die Öffentlichkeit erfährt, hängt zu einem großen Teil von Markus Jooste ab. Der allerdings verhält sich wie ein Chamäleon – die Schuld sucht er zudem bei anderen. Für Anleger gilt weiterhin: Finger weg von der Aktie.