Wie tief soll der Kurs denn noch fallen? Angesichts dessen, dass die Steinhoff-Aktie in der jüngeren Vergangenheit für einstellige Cent-Beträge gehandelt wurde, führte auch dieser optische günstige Kurs bei einigen Anlegern zur Annahme, dass mit Steinhoff nicht viel zu verlieren sei. Der Kursverlauf belehrt eines Besseren.
Selbst der Rutsch in den letzten vier Wochen von 2,8 auf 1,6 Euro-Cent entspricht noch einem Kursverlust von 40 Prozent.
Die Situation rund um Steinhoff hat sich bekanntlich einmal mehr zugespitzt. Am 22. März wird sich auf der Steinhoff-Hauptversammlung entscheiden, ob Anleger ihrer Quasi-Enteignung zustimmen. Die Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) hat in dem Zusammenhang diese Woche in ihrem Newsletter zu Steinhoff geschrieben: „Wir halten es für überwiegend wahrscheinlich, dass im Falle einer Zustimmung zu Tagesordnungspunkt 8 die Gesellschaft zwar in umstrukturierter Form weiterhin bestehen bleiben wird, die heutigen Aktionäre aber dennoch einen wirtschaftlichen Totalverlust erleiden werden.“
Der Quasi-Enteignungsvorschlag sieht unter anderem vor, alle Vermögenswerte und Schulden in eine neue niederländische Muttergesellschaft zu übertragen. Von dort soll eine Übertragung auf Gesellschaften in England und Wales erfolgen. Spätestens da schrillen bei Kennern die Alarmglocken, weil die Rechtslage auf der Insel eher aktionärsunfreundlich sein soll, wenn es um die Interessen von Anlegern im Verhältnis zu denen von Gläubigern geht.
Stimmen die Aktionäre dem Vorschlag zu, müsste Steinhoff erst mal die Schulden bedienen (rund 10 Milliarden Euro, verzinst mit rund 10 Prozent), bevor die Altanleger dann Hoffnung auf Ausschüttungen haben dürften. Nur: Ohne ein Entgegenkommen der Gläubiger dürfte es für Steinhoff kaum möglich sein, den Schuldenberg abzutragen. Und warum sollten die Gläubiger etwas tun, was den heutigen Aktionären nützen und ihre eigenen Gewinne schmälern würde? Daher kommt die SdK zum oben zitierten Totalverlust-Szenario.
Es sieht nach einem ziemlich dreckigen Spiel aus. DER AKTIONÄR hat vor einer solchen Entwicklung seit Jahren gewarnt und vom Kauf der Aktie abgeraten. Ob der Einsatz der SdK sich letztendlich auszahlen wird, ist äußerst ungewiss. Das (rechtliche) Risiko ist praktisch kaum überschaubar. Spannend wird zudem, ob sich genug Anleger finden, um eine schlagkräftige Allianz gegen das Vorgehen des Steinhoff-Managements und die Gläubiger zu bilden.