Kein Tag vergeht, an dem die Aktie des Möbelkonzerns Steinhoff nicht weit oben auf den Suchlisten der Onlinebroker auftaucht. Der kurzfristige Höhenflug des Titels ist am Freitag schon wieder vorbei. Auch wenn es die Zocker nicht gerne hören: Steinhoff ist eine Spekulation mit völlig ungewissem Ausgang.
Auch elf Monate nach der Skandalmeldung über Bilanzunregelmäßigkeiten erinnert Steinhoff immer noch an eine Black Box. Fraglich ist zum Beispiel, wie die Geschäfte aktuell laufen. Haben die Kunden weiter Vertrauen in den Konzern? Oder kaufen sie ihre Möbel angesichts der unsicheren Zukunft lieber woanders?
Zudem kann keiner sagen, welchen Verlauf die Milliardenklage der Anleger gegen Steinhoff nehmen wird. Wird es einen Vergleich geben? Dann, so Rechtsanwalt Maximilian Weiss von der Kanzlei Andreas Tilp, könnte der Prozess weniger als drei bis fünf Jahre dauern.
Die vorläufige Schadensersatzsumme beläuft sich auf zwölf Milliarden Euro. Dass es am Ende sogar mehr werden, glaubt Weiss nicht.
Ebenfalls unklar ist, inwieweit die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft das Unternehmen beeinflussen werden. Ermittlungen wegen Bilanzfälschung laufen. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg prüft nun eine Ausweitung ihrer Ermittlungen.
Berichte sollen bald kommen
Wenigstens etwas Licht ins Dunkel sollten die testierten Geschäftsberichte bringen, die PwC vermutlich in den kommenden Wochen vorlegen wird. Die Wirtschaftsprüfer haben bislang 13 Milliarden Euro an Vermögenswerten aus den Bilanzen streichen lassen.
Positiv für Steinhoff ist, dass die Gläubiger offenbar in den kommenden Monaten keinen Druck auf das Management machen wollen, damit der Sanierungsprozess nicht gestört werde. Vor wenigen Wochen hatte der Anlegerverband VEB/European Investors erklärt, die vor einem Gericht in Amsterdam angestrengte Sammelklage wegen Falschbilanzierung, unrichtiger Prospekte und Veröffentlichungen bis zum 3. April 2019 ruhen zu lassen.
Risiko sollte einem bewusst sein
Ein Aktienkurs sagt oft mehr als tausend Worte. Seit der Meldung vom Dezember hat die Steinhoff-Aktie 97 Prozent verloren. Seit Juli hat sich der Kurs halbiert. Solange noch etliche Fragen zur Zukunft offen sind, wird die Aktie aller Voraussicht nach hochvolatil bleiben.