Die Börse hat die Macher der Foto-App Snapchat hart für den ersten Umsatzrückgang abgestraft. Die Snap-Aktie verlor auf einen Schlag nahezu ein Fünftel ihres Werts, obwohl das Unternehmen den Rückgang bereits vor drei Monaten in Aussicht gestellt hatte. Überraschend war vor allem eine Aussage des CEOs in der anschließenden Telefonkonferenz.
Der Umsatz von Snap fiel im vergangenen Quartal um sieben Prozent auf 988,6 Millionen Dollar. Die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer stieg binnen drei Monaten von 375 auf 383 Millionen. Der Quartalsverlust verbesserte sich unterdessen auf 328,7 Millionen Dollar von 359,6 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, wie Snap nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Die Aktie verlor nach Vorlage der Zahlen zeitweise 20 Prozent und ging mit einem Minus von 18,29 Prozent aus dem nachbörslichen Handel.
Snapchat wurde ursprünglich mit Fotos groß, die von allein verschwinden. Inzwischen setzt das Unternehmen aber im großen Stil auf die Kombination digitaler Effekte mit der realen Welt. So wurde das Geschäft mit digitaler Anprobe für Snap wichtiger, weil die Online-Werbung als bisherige tragende Säule schwächelt. Die Firma stellte jüngst einen digitalen Spiegel vor, den sich auch in den stationären Handel bringen will. Aktuell experimentiert die Firma auch mit einem Chatbot auf Basis Künstlicher Intelligenz in der App.
In der Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Zahlen fragte ein Analyst das Management direkt, ob es nicht besser wäre, die Investitionen in sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality) wie digitale Anprobe zurückzufahren, bis Snap wieder mehr Geld habe. Das Vertrauen der Anleger in Snap stehe auf dem Spiel, warnte er. Mitgründer und Chef Evan Spiegel zeigte sich daraufhin überzeugt, dass das Werbegeschäft wieder anspringen werde.
Insbesondere die Resilienz des CEOs, was die Investitionen in erweiterte Realität anging, dürfte für den starken Kurseinbruch gesorgt haben. Am Markt wird diese Fantasie derzeit eindeutig nicht geteilt. DER AKTIONÄR rät Abstand zu halten.
(mit Material von dpa-AFX)