Der Abverkauf nach den Zahlen geht bei der Siemens-Aktie weiter. Die schwachen Ergebnisse im dritten Quartal, die pessimistischen Aussagen und der Trump-Schock am Donnerstagabend bilden ein explosives Gemisch. Sollte der Handelskrieg wieder eskalieren, träfe das den Industriekonzern mit voller Wucht.
Bei Anleger kam das Siemens-Zahlenwerk vom Donnerstag nicht gut an. Vor allem die Schwäche in der Digitalen Fabrik gibt Anlass zur Sorge. Die margenstarke Vorzeigesparte leidet unter der konjunkturellen Abschwächung. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz sogar um ein Prozent zurückgegangen. Besonders dramatisch: Die EBITA-Marge ist deutlich zurückgegangen – von 19,5 Prozent auf 14,8 Prozent.
Aufgrund dieser Schwäche verliert die Digitale Fabrik ihren Status als renditestärkste Sparte. Die börsennotierte Siemens Healthineers kam auf eine EBITA-Marge von 15,6 Prozent. Ohnehin macht die Medizintechniktochter dem DAX-Konzern wieder Freude. Bereits zu Beginn der Woche konnte sich Healthineers vom negativen Trend in der laufenden Berichtssaison abkoppeln. Auch am Freitag zählt die Aktie zu den wenigen HDAX-Werten mit grünen Vorzeichen – auf Wochensicht steht ein Gewinn von gut acht Prozent zu Buche.
Schwache Windtochter
Eine herbe Enttäuschung lieferte dagegen die zweite börsennotierte Tochter. Der Windkraftkonzern Siemens Gamesa konnte trotz Auftragsflut und einem 23-prozentigen Umsatzplus nicht überzeugen. Die Aktie stürzte nach den Zahlen brutal um knapp 20 Prozent ab. Das Problem: die mangelnde Profitabilität. Wegen des harten Preiskampfes der Turbinenbauer ging das EBITA trotz der hohen Umsätze um fünf Prozent zurück. Die Euphorie, die die Windaktien europaweit seit Jahresbeginn erfasst hatte, ebbt damit zusehends ab.
DER AKTIONÄR hatte vor den Zahlen vor einer möglichen Enttäuschung gewarnt. Im schwierigen Marktumfeld mit einem neu aufgeflammten Handelskonflikt sollten Neueinsteiger weiter abwarten. Wer noch investiert ist, sollten den Stopp bei 86 Euro beachten, der immer näher rückt.