Die Siemens-Aktie ging am Donnerstag als schwächster Wert im DAX aus dem Handel, verabschiedete sich mit über vier Prozent Minus in den Feierabend. Neu aufgekommene Skepsis mit Blick auf das Gesamtjahr hat die Anleger in die Flucht geschlagen. Der Gesamtjahresausblick war allerdings nicht der einzige Faktor, der für Enttäuschung sorgte.
Für die Siemens-Aktionäre läuft es 2019 bislang alles andere als gut: Weil der Technologiekonzern nun für den weiteren Geschäftsverlauf skeptischer wird, trennten sich am Donnerstag die Investoren zuhauf von den Papieren. Mit einem Minus von 4,03 Prozent auf 95,00 Euro waren die Anteile der schwächste Wert im Dax . Im Tief hatten sie sogar nur 93,20 Euro gekostet.
Die hohen Kursverluste der Siemens-Titel verhinderten auch im Dax größere Kursaufschläge, Der deutsche Leitindex, in dem Siemens schwer gewichtet ist, gewann zum Handelsschluss 0,53 Prozent.
Siemens gab sich angesichts einer Eintrübung in den Schlüsselmärkten für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 pessimistischer. Neben der Prognose der Münchener sorgten aber auch die vorgelegten Zahlen für das dritte Geschäftsquartal am Markt für Ernüchterung. Sie seien durch und durch enttäuschend, schrieb Analyst Wasi Rizvi von der Bank RBC in einer aktuellen Studie. Der Bereich Digitale Fabrik habe besonders unter der konjunkturellen Abschwächung gelitten.
Analyst Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan senkte am Nachmittag sein Kursziel für die Siemens-Papiere von 124 auf 120 Euro, blieb aber aus Bewertungsgründen bei seinem "Overweight"-Votum. Siemens habe ein schlechtes Quartal hinter sich, das die Notwendigkeit von weitreichenden Veränderungen unterstreiche, schrieb er in seiner Studie.
Aussagen von Siemens, man wolle sich erst gar nicht an Margen von unter zehn Prozent gewöhnen, wurden am Markt allenfalls als Beschwichtigungsversuche wahrgenommen. Siemens geht nun davon aus, bei der erwarteten operativen Marge (Ebita) für das Industriegeschäft das untere Ende der angepeilten Spanne von 11 bis 12 Prozent zu erreichen. Die Umsätze sollen vergleichbar moderat wachsen. Allerdings sei dieses Ziel "herausfordernder" geworden. Die Prognose für das Ergebnis je Aktie wurde bekräftigt.
Geopolitik und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft schadeten einer ansonsten positiven Investitionsneigung, kommentierte Konzernchef Joe Kaeser die Situation. Er vertraut beim Erreichen der Jahresziele auf die weiter vollen Auftragsbücher.
Der positive Auftragseingang dürfte allerdings teilweise bereits eingepreist sein, schrieb Analyst Guillermo Peigneux Lojo von der schweizerischen Großbank UBS. Dagegen dürften die deutlich verfehlten Margenerwartungen und die pessimistische Prognose nun die Stimmungslage dominieren.
Die Siemens-Aktien haben sich in diesem Jahr bislang mit einem Abschlag von zweieinhalb Prozent deutlich unterdurchschnittlich entwickelt. Sie bewegen sich damit im unteren Dax-Drittel. Beim Leitindex selbst sieht es mit einem Kursgewinn von 16 Prozent seit Anfang 2019 wesentlich besser aus.
Mit Material von dpa-AFX