Der Wechselrichter-Spezialist Enphase gilt eigentlich als Prototyp einer Comeback-Story. Im August 2017 notierte die Aktie noch bei 76 US-Cent, ehe sie in der Spitze dieses Jahr bis auf 70,36 Dollar kletterte. Doch nun bekommt die Erfolgsgeschichte Risse. Eine erneute Short-Attacke erschüttert Enphase und ließ die Aktie am Mittwoch um 26 Prozent einbrechen. Dem Solarkonzern wird Betrug vorgeworfen.
Prescience Point Capital Management beschuldigt Enphase unter anderem, dass das Umsatzwachstum ein „Schwindel“ und die Umsätze vorgetäuscht seien. Auch das Margenwachstum sei manipuliert. Der Bilanzbetrug werde letztlich zum Delisting führen, so die Shortseller.
„Wir schätzen, dass mindestens 205,3 Millionen Dollar an berichteten Umsätzen in den USA erfunden sind“, so Prescience Point. Auch die internationalen Erlöse seien signifikant aufgeblasen worden. Der Shortseller beruft sich auf ehemalige Mitarbeiter und andere Branchenvertreter. Zum Vergleich: Für 2019 meldete Enphase insgesamt einen Konzernumsatz von 624 Millionen Dollar.
Bereits 2018 hatte der Shortseller Enphase vorgeworfen, unzulässige Bilanzierungsmethoden anzuwenden. Am Markt fand dies damals aber kaum Beachtung, die Aktie setzte die Rallye fort.
Aktuell ist kaum absehbar, ob an den Vorwürfen etwas dran ist. Negativbeispiele wie Luckin Coffee schürten zuletzt jedoch wieder die Angst bei den Anlegern vor unlauteren Methoden. Viele Short-Attacken verliefen in der Vergangenheit allerdings auch im Sand – wie etwa bei Ströer oder Aurelius. Dennoch haben die betroffenen Aktien stets lange gebraucht, um sich von den Vorwürfen zu erholen. Anleger sollten sich bei Enphase deshalb nun auf eine hohe Volatilität einstellen, abwarten, wie sich das Unternehmen zu den Vorwürfen äußert, und vorerst an der Seitenlinie bleiben.