Überraschend hat die Shop Apotheke Europe im gestrigen nachbörslichen Handel zwei Kapitalmaßnahmen angekündigt. Zum einen platzierte die Versandapotheke 1,39 Millionen neue Aktien bei 36,00 Euro (etwa 11,5 Prozent des Grundkapitals) – damit fließen dem Unternehmen rund 50 Millionen Euro zu. Zum anderen stockte die Shop Apotheke Europe die Wandelanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2023 um rund 60 Millionen auf. An der Börse kommen die Maßnahmen nicht gut an, die SDAX-Papiere brechen um knapp zehn Prozent ein und notieren inzwischen unter dem Ausgabepreis der neuen Aktien.
Vorstand und Gründer ziehen mit
Zu den Teilnehmern an den Kapitalmaßnahmen zählen unter anderem Mitglieder des Vorstands und Unternehmensgründer Michael Köhler. Laut der Pressemitteilung dient der Nettoerlös "neben allgemeinen Unternehmenswecken vorrangig der Finanzierung der Wachstumsstrategie, einschließlich der Nutzung der Chancen des elektronischen Rezepts, der Implementierung eines Online-Handelsplatzes und der Erweiterung des Produktspektrums."
Quelle: Shop Apotheke Europe
Shop Apotheke Europe ist hinter DocMorris (zur Schweizer Zur Rose Group gehörend) die zweitgrößte Versandpotheke in Europa. Das Geschäft brummt: In der DACH-Region kletterten die Umsätze im ersten Quartal laut den vorläufigen Erhebungen um 29 Prozent auf 154,9 Millionen Euro. Im Segment International verbuchte die Online-Apotheke ein Plus von 81 Prozent auf 19,4 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2019. Der Gesamtumsatz stieg damit um rund 33 Prozent.
Im Zuge der starken vorläufigen Ergebnisse eroberte die Shop-Apotheke-Aktie wieder die Marke von 40 Euro zurück. Mittlerweile sind die Kursgewinne wieder passé, die Kapitalmaßnahmen drücken die Aktie unter 36,00 Euro. Wichtig ist nun, dass die SDAX-Titel das Februar-Tief bei 34,20 Euro nicht unterschreiten. Sonst droht ein Test des 2018er-Jahrestiefs, das im Zuge eines potenziellen Versandverbotes für verschreibungspflichtige Medikamente bei 31,80 Euro markiert wurde (im Chartbild nicht ersichtlich).
Überraschender Zeitpunkt
Dass Unternehmen im E-Commerce-Bereich wie Shop Apotheke Europe in der starken Wachstumsphase auf Kapitalmaßnahmen angewiesen sind, gehört zum Business dazu. Denn bei der Versandapotheke steht das Wachstum vorerst im Hintergrund, ehe an der Profitabilitätsschraube gedreht wird. Wer investiert ist, sollte sich vom Kursrücksetzer nicht beeindrucken lassen. Die Story ist intakt. Warum sich auch ein Blick auf den Rivalen Zur Rose lohnt, lesen Sie in der AKTIONÄR-Ausgabe 14/2019.