Das Marktumfeld für Energieriesen wie Shell oder Equinor verschlechtert sich derzeit weiter. Trotz der leichten Zuwächse am Freitag stehen die Erdölpreise letztlich seit etwa drei Wochen unter Druck. Am Markt überwiegt der Konjunkturpessimismus und folglich die Erwartung einer schwachen Rohölnachfrage.
Dem widersprach am Donnerstag Saudi-Arabiens Ölminister Abdulaziz bin Salman. Wie schon im Frühjahr machte er Spekulanten für die fallenden Ölpreise verantwortlich. Damals reagierte das Land wenig später mit Produktionskürzungen.
Vor etwa eineinhalb Monaten waren die Ölpreise noch auf die Marke von 100 Dollar zugelaufen. Seither hat die Konjunkturskepsis unter den Marktteilnehmern aber spürbar zugenommen. Fraglich erscheint vor allem, ob sich die großen Verbraucher USA, China und Europa wirtschaftlich hinreichend stabil entwickeln. Während die Volksrepublik schon seit längerem mit einer Wachstumsschwäche zu tun hat, werden die Aussichten für die USA und Europa unter anderem durch die hohen Leitzinsen belastet.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas sorgt am Ölmarkt nach wie vor für Unsicherheit. Die anfänglich befürchtete Ausweitung des Konflikts auf andere Länder im ölreichen Nahen Osten ist bisher jedoch ausgeblieben. "Ohne ein direktes Eingreifen des Irans erwarte ich keine großen Auswirkungen auf den Ölmarkt", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die arabischen Länder hätten aus ökonomischen Gründen ein großes Interesse an der Fortsetzung der Öllieferungen.
Trotz der aktuell schwächelnden Ölpreise sind die mittel- und langfristigen Aussichten für Shell, Equinor & Co nach wie vor gut, die Bilanzen solide und die Bewertungen mit einstelligen KGVs im historischen und im Branchenvergleich sehr günstig. Zudem locken beide Titel mit stattlichen Dividendenrenditen. TotalEnergies ist daher genauso ein Kauf wie Equinor. Die Stoppkurs sollten zur Gewinnsicherung bei 24,00 Euro (Equinor) beziehungsweise 24,00 Euro (Shell) belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX