Minus 14,9 Prozent! So einen Tageseinbruch sehen Anleger bei einer DAX-Aktie eher selten. Für den Kurs von Sartorius ging es heute tatsächlich so tief abwärts. Zeitweise wurden die Anteile des Laborausrüsters sogar noch tiefer gehandelt. Auslöser für den Kursrutsch war eine Gewinnwarnung. Inzwischen haben die ersten Analysten reagiert – und ihre Prognosen angepasst.
Die Gewinnwarnung von Sartorius war eigentlich keine Überraschung. Das Problem ist allerdings das Ausmaß. Laut Morgan Stanley falle das Ausmaß der Sartorius-Warnung noch gravierender aus als selbst die pessimistischsten Erwartungen für das Geschäftsjahr 2023.
Das Ausmaß der Warnung deute darauf hin, dass es auch im zweiten Quartal keine Besserung geben werde, schrieb Berenberg nach einem Gespräch mit dem Management. Auch Gespräche mit Sartorius-Kunden hätten ergeben, dass sich der Lagerabbau erst einmal fortsetzen könne. Berenberg hatte bereits im April vor den Sartorius-Zahlen vor einem schwachen Jahresbeginn gewarnt.
Die UBS kritisierte, dass das Unternehmen noch im April mehrfach seine Jahresziele bekräftigt habe.
Bei Kepler Cheuvreux wird nun geschätzt, dass der Ebitda-Konsens für die Sartorius-Zahlen um etwa 20 Prozent sinken wird. Für 2024 sei sogar davon auszugehen, dass die Konsensprognose um die Hälfte gekappt werde.
Zweimal „Verkaufen“
Zwar sei die schwache Nachfrage keine gute Nachricht, doch die Unternehmensstory an und für sich sei intakt, schrieb Warburg Research. Eine Prise Optimismus, die aber nicht alle teilen. Die DZ Bank hat jedenfalls ihre Empfehlung „Verkaufen“ für die Sartorius-Aktie bestätigt und das Kursziel von 273 auf 220 Euro gesenkt. Die unveränderten Mittelfristziele bis 2025 würden ambitioniert wirken. Möglicherweise gebe es dazu neue Informationen mit der Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 21. Juli.
Alsterresearch hat Sartorius von „Halten“ auf „Verkaufen“ abgestuft. Das Kursziel wurde von 320 auf 350 Euro gesenkt. Begründung: höheres Risiko, niedrigere Prognosen und Zweifel an den Langfristaussichten. Die mittelfristigen Ziele seien ehrgeizig und wohl nur durch teure Zukäufe zu erreichen.
Immerhin: Die Sartorius-Vorzüge konnten heute gegen Handelsende knapp über 300 Euro schließen. Fundamental und charttechnisch ist die Aktie trotzdem massiv angeschlagen. Die Aktie war zuletzt keine AKTIONÄR-Empfehlung mehr. Längerfristig werden große Investoren womöglich erst einmal bessere Zahlen abwarten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Wachstumsstory bei Sartorius grundsätzlich intakt ist.
(mit Material von dpa-AFX)