Der am Donnerstag veröffentlichte 9-Monats-Bericht des Energieversorgers RWE stößt bei den Analysten auf ein geteiltes Echo. Während Goldman Sachs bullish bleibt, schlagen andere Experten nun vorsichtigere Töne an. Kepler Cheuvreux befürchtet Auswirkungen auf die Dividende.
Zwar hat Deborah Wilkens ihr Kursziel für den Versorger-Titel leicht gesenkt, mit einem fairen Wert von 18,80 Euro (zuvor 19,00 Euro) und ihrem „Buy“-Rating bleibt die Goldman-Sachs-Analystin jedoch bei ihrer bullishen Einschätzung.
Wegen des schwächeren Ausblicks für das Großbritanninen-Geschäft habe sie ihre Gewinnschätzung für 2015 und 2016 leicht reduziert. Eine anstehende Gerichtsentscheidung über die Nuklearsteuer sowie mehr Klarheit über die Atom-Rückstellungen könnten sich in den kommenden Monaten aber als Kurstreiber erweisen, so wie Expertin.
Wenig Grund zur Hoffnung
Werner Eisenmann von der DZ Bank hat RWE nach den Zahlen dagegen von „Halten“ auf „Verkaufen“ abgestuft und sein Kursziel von 14 auf 11 Euro gesenkt. Das bereinigte Nettoergebnis habe die Konsensschätzung klar verfehlt.
Auch für die Zukunft des Versorgers sieht der Analyst keinen Grund für Optimismus: Stetig neue Tiefstände der deutschen Stromfutures rückten eine nachhaltige Ergebniserholung des Versorgers in weite Ferne, zudem drohen weitere Abschreibungen. Auch die Unsicherheit über die künftige Höhe der Dividende lastet auf der Aktie, so Eisenmann.
50 Cent Dividende?
Ähnliche Gründe äußerte auch Ingo Becker vom Analysehaus Kepler Cheuvreux für seine Entscheidung, RWE auf „Reduce“ mit einem Kursziel von zehn Euro zu belassen. Da RWE – anders als Konkurrent E.on – vorerst keine Abschreibungen getätigt hat, könnte es nach Einschätzung des Analysten in der Jahresbilanz dazu kommen.
Bezüglich der Dividende rechnet Becker mit einer Halbierung der Ausschüttung – und dürfte damit die Spekulationen der vergangenen Tage und Wochen erneut befeuern.
Finger weg!
Nachdem RWE am Donnerstag schwache Quartalszahlen präsentiert und die ohnehin maue Jahresprognose mit einem dicken Fragezeichen versehen hat, ist die Aktie zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent abgesackt.
Zwar notiert der Versorger am Freitag wieder im Plus, Anleger sollten das Papier jedoch weiterhin meiden – charttechnisch und fundamental liegt bei RWE zu vieles im Argen.
(Mit Material von dpa-AFX)