Das Jahr begann eher holprig für RWE. Angesichts des schweren Wintereinbruchs und Stürmen in den USA hatte der DAX-Konzern ursprünglich Ergebnisse unterhalb des Niveaus vom Corona-Jahr 2020 erwartet. Mittlerweile hat das Jahr aber an Fahrt aufgenommen. Ende Juli konnte der neue Chef Markus Krebber die Prognose anheben. Positiver Treiber ist der Energiehandel. Morgen legt der Energiekonzern seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Nächste Woche folgt der Kapitalmarkttag.
Es ist das erste vollständige Quartal, das Krebber als RWE-Chef präsentiert. Das bereinigte Nettoergebnis wird laut Analysten 1,27 Milliarden Euro betragen. Der bereinigte operative Gewinn 3,27 Milliarden Euro. Den Anteil des Energiehandels am Ergebnis schätzen die Experten mit durchschnittlich 601 Millionen Euro deutlich höher ein als die bislang vom Konzern angenommene über 350 Millionen Euro. Hier blieb RWE relativ vage.
Analyst Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet unter anderem dank Kapazitätserweiterungen aber auch besserer Preise für Kohle und Gas insgesamt mit einem soliden Quartal. Experte John Musk von der kanadischen Bank RBC konzentriert sich bei seiner Analyse auf die derzeit dynamische Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten. RWE könne wohl sowohl im konventionellen Segment als auch im Bereich der erneuerbaren Energien erhebliche Vorteile aus der Situation ziehen.
Im Gesamtjahr erwartet die RWE-Führungsetage beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 3,0 und 3,4 Milliarden Euro ein ähnliches Niveau wie ein Jahr zuvor. Etwas mehr als die Hälfte wurde bereits im ersten Halbjahr erzielt. Mehr als 70 Prozent des Ergebnisses sollen aus dem Kerngeschäft kommen, zu dem RWE die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar, sowie Wasser, Biomasse, Gas und den Energiehandel zählt.
Unter dem Strich sollen bereinigt zwischen 1,05 und 1,4 Milliarden Euro hängen bleiben. Auch das wäre ähnlich dem Vorjahresergebnis. Allerdings war RWE im Sommer von dem Hochwasser in Folge von Starkregen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz betroffen. Das dürfte den Überschuss belasten. Die finanziellen Belastungen aus Produktionsausfällen, Sicherungs- und Aufräumarbeiten sowie Reparaturen veranschlagte RWE im August auf einen Wert in bis zu mittlerer zweistelliger Millionenhöhe.
Direkt in der darauf folgenden Woche hat er dann einen weiteren wichtigen Termin: Auf dem Kapitalmarkt-Tag am 15. November. Barclays-Analyst Peter Crampton erwartet dann die Bekanntgabe längerfristiger Finanzziele sowie Prognosen für das Wachstum der Kapazitäten im Bereich der Erneuerbaren Energien. Und auch Adam Dickens von der britischen Investmentbank HSBC sieht im Kapitalmarkttag eine Gelegenheit für das RWE-Management, eine Wachstumsstory basierend auf finanzieller Stärke und Disziplin aufzuzeigen. Dies könnte seiner Meinung nach auch die Stimmung gegenüber den Papieren aufhellen.
Das Kohle-Aus bleibt ein wichtiges Thema. Doch RWE ist dafür gut gerüstet und baut vor allem die Erneuerbaren Energien immer weiter aus. Das wird sich langfristig auszahlen und sollte zu deutlich höheren Kursen führen. Im aktuellen Kurs ist das starke grüne Portfolio noch nicht angemessen eingepreist. Weitere Details auf dem Kapitalmarkttag könnten Impulse liefern. Das gilt aber auch für die Zahlen am Donnerstag.
(Mit Material von dpa-AFX)