Der Discountbroker Robinhood bietet Nutzern in den USA seit 2018 auch den Handel mit Kryptowährungen an und verdient damit gutes Geld – ist dadurch allerdings auch ins Visier der kryptokritischen US-Börsenaufsicht SEC geraten. Trotzdem soll das Engagement in diesem Bereich nun mit einer großen Übernahme ausgebaut werden.
Für rund 200 Millionen Dollar in bar will Robinhood die Kryptofirma Bitstamp schlucken. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Großbritannien und betreibt eine der größten Handelsplätze für Kryptowährungen in ganz Europa. Darüber hinaus ist Bitstamp aber auch in den USA und Asien aktiv. Mit mehr als 50 aktiven Lizenzen weltweit und regelmäßigen Audits durch eine Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zählt das Unternehmen zu den am stärksten regulierten Kryptofirmen.
Mit der Übernahme kann Robinhood gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: So soll dadurch einerseits die globale Präsenz und andererseits auch das Angebot erweitert werden. Konkret will Robinhood das Engagement außerhalb der USA sowie im Kryptobereich ausbauen und mit neuen Produkten erstmals auch institutionelle Investoren ansprechen.
Bitstamp genieße das Vertrauen seiner institutionellen Kunden wegen der zuverlässigen Handelsausführung, der starken Orderbücher und der branchenführenden API-Konnektivität, heißt es in einer Mitteilung anlässlich der Übernahme. Zudem verweist Robinhood darin auf weitere institutionelle Angebote, wie der White-Label-Lösung Bitstamp-as-a-Service, der institutionellen Kreditvergabe und dem Staking, die es ermöglichen, mit aktiven und etablierten Beziehungen, Infrastruktur und branchenführenden Produkten in diesen Bereich einsteigen.
Auch das bisherige Kerngeschäft, die Spot-Börse mit über 85 handelbaren Digitalwährungen sowie weiteren Produkten wie Staking und Lending, sollen das Krypto-Angebot von Robinhood erweitern.
„Die Übernahme von Bitstamp ist ein wichtiger Schritt zum Ausbau unseres Kryptogeschäfts“, so Johann Kerbrat, General Manager von Robinhood Crypto. „Durch diese strategische Kombination sind wir besser positioniert, um unsere Präsenz außerhalb der USA zu erweitern und institutionelle Kunden bei Robinhood willkommen zu heißen.“
„Die Einbindung der Plattform und des Know-hows von Bitstamp in das Ökosystem von Robinhood wird den Nutzern ein verbessertes Handelserlebnis bieten, wobei wir uns weiterhin für Compliance, Sicherheit und Kundenorientierung einsetzen“, ergänzte Bitstamp-CEO JB Graftieaux.
Die Nutzer beider Plattformen könnten weiterhin das gewohnte Maß an Service, Sicherheit und Zuverlässigkeit erwarten. Kerbrat sagte dem Wall Street Journal, dass die übernommene Börse auch weiterhin unter der Marke Bitstamp firmieren wird. Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Aufsichtsbehörden soll die Übernahme im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein.
In den USA bietet Robinhood bereits seit 2018 auch den Handel mit Bitcoin und Co an. Dank der Rally am Kryptomarkt in den vergangenen Monaten florierte das Geschäft zuletzt wieder. Allerdings ist das Unternehmen damit auch ins Visier der SEC geraten, die Anfang Mai mit einer sogenannten „Wells Notice“ faktisch eine Klage angedroht hat. Im Dezember bietet Robinhood den Handel mit Kryptowährungen auch in einigen europäischen Ländern an.
An der Börse kommen die Pläne für die Bitstamp-Übernahme und die damit einhergehende Expansion gut an. Die Robinhood-Aktie legt im vorbörslichen US-Handel rund drei Prozent zu und nimmt damit wieder Kurs auf das zu Wochenbeginn markierte Mehrjahreshoch bei 22,40 Dollar.
Seit der AKTIONÄR-Empfehlung in Ausgabe 30/23 hat sich der Kurs inzwischen beinahe verdoppelt. Investierte Anleger lassen die Gewinne laufen und ziehen den Stopp auf 13 Euro nach. Auch mutige Neueinsteiger können dank der starken fundamentalen und charttechnischen Aussichten weiterhin einen Fuß in die Tür stellen.