Die Aussicht auf einen Wechsel des Puma-Chefs Björn Gulden zum Rivalen Adidas hat die Aktien der Sportwarenhersteller zum Wochenschluss in unterschiedliche Richtungen getrieben: Die Anteile von Puma gerieten unter Druck und die von Adidas schnellten in die Höhe. Auslöser der deutlich gegensätzlichen Kursreaktionen war, dass das Manager Magazin unter Berufung auf eigene Informationen über den Wechsel an der Spitze von Adidas berichtet hatte.
Kurz zuvor hatte Puma bekannt gegeben, dass Gulden nach neun Jahren als Chef seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Arne Freundt wird zum 1. Januar auf Gulden folgen. Knapp eine Stunde nach dem Bericht des Manager Magazin bestätigte Adidas, dass man sich in Gesprächen mit dem Puma-Chef über die Nachfolge des amtierenden Vorstandsvorsitzenden Kasper Rorsted befinde.
Da Gulden Puma während seiner Amtszeit stark geprägt habe, sei der Schritt negativ für den Sportartikelhersteller, schrieb Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Allerdings sei der Konzern in einer guten Verfassung und entwickle sich schwungvoll. Daran dürfte sich mit Blick auf die von Gulden geschaffenen strategischen Ziele kurz- bis mittelfristig nicht viel ändern.
Angesichts des guten Rufs, den Gulden genieße, und seines sichtbaren Einflusses bei Puma würde er dessen Ernennung zum Firmenchef als positiv für Adidas werten, ergänzte RBC-Experte Dadhania. Adidas brauche dringend eine neue Strategie, die sich auf die Umsetzung konzentriere, das Produktangebot - insbesondere im Bereich Lifestyle-Schuhe - erneuere und das China-Geschäft ein für alle Mal in Ordnung bringe.
Auch der Experte James Grzinic vom Analysehaus Jefferies äußerte sich zuversichtlich. Guldens Erfolgsbilanz bei der Schaffung von Nachfrage und in puncto operative Exzellenz mache ihn zum idealen Kandidaten für Adidas.
Der Kapitalmarkt hoffe auf eine zügige Neubesetzung des Chefpostens bei Adidas, schrieb Analyst Thomas Maul von der DZ Bank. Adidas sucht aktuell einen neuen Chef, der den Konzern wieder auf Kurs bringt. Wegen teils hausgemachter Probleme in China, einer schleppenden Nachfrage in vielen Ländern und steigender Kosten hatte Adidas erst im Oktober die Geschäftsprognose für 2022 zum dritten Mal gesenkt. Puma schlägt sich trotz des schwierigen Konjunkturumfeldes besser.
Bei den Aktionären von Puma sorgte der Chefwechsel kurzfristig für lange Gesichter. Die Anteile machten zwischenzeitlich deutliche Verluste von fast elf Prozent fast komplett wett und schlossen 0,5 Prozent im Minus. Die Adidas-Aktien bauten ihre anfänglichen Gewinne rasant aus und gewannen am Ende gut 21 Prozent. Investierte Anleger halten vorerst an ihren Puma- und/oder Adidas-Positionen fest.
(Mit Material von dpa-AFX)