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20.02.2019 Börsen. Briefing.

ProSiebenSat.1-Aktie: 65 Prozent Verlust | Dabei wächst der Druck durch Netflix und Amazon erst noch

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ProSiebenSat.1

Die ProSiebenSat.1 Media AG kommt nicht zur Ruhe, geschweige denn ihre Anteilseigner. Die Aktie, gestern schwächster Wert in MDAX wie HDAX, steht unter massivem Druck. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er die oberste Führungsriege erreichen wird. Die Auflösungserscheinungen dort indes deuten darauf hin, dass die Probleme bei Deutschlands führender Sendergruppe weitaus größer sind als bisher angenommen. 

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Auf diesen Tag im Sommer wird sich Max Conze nach den Ereignissen der vergangenen Tage udn Wochen kaum freuen. Gleich wie das Wetter an diesem Mittwoch auch werden wird, der 12. Juni 2019 wird viel Schatten über die ProSiebenSat.1 Media und deren Führungsriege bringen. Nicht nur CEO Conze, auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Werner Brandt, werden sich unangenehmen Fragen stellen müssen, wenn die Gesellschaft ihre Anteilseigner zur diesjährigen Hauptversammlung lädt. Die Veranstaltung könnte zur Abrechnung mit dem neuen Chef der Sendergruppe werden. Und mit dessen Aufsichtsratsboss. Der Termin liegt zwar noch in weiter Ferne, doch in den Köpfen vieler Aktionäre ist er angesichts der vielen Fragen sehr präsent.

Etwa: Warum suchen in immer kürzeren Abständen mehr und mehr Top-Leute die Flucht? Allein gestern musste das Unternehmen nach einem Bericht im Manager Magazin offiziell eingestehen, dass mit Jan Kemper und Sabine Eckhardt gleich zwei Vorstandsmitglieder ausscheiden werden. Während der Posten des Finanzvorstands unmittelbar neu besetzt wird (Rainer Beaujean kommt von Gerresheimer), wird der Posten des Vermarktungsvorstands, der bisher von Sabine Eckhardt bekleidet wurde, ersatzlos gestrichen. Ihre Aufgaben übernimmt mit Michaela Tod eine Weggefährtin von Conze aus gemeinsamen Zeiten beim britischen Staubsaugerhersteller Dyson – allerdings eine Etage tiefer. Warum die ganze Rochade? Offiziell trennen sich die Beteiligten in „bestem Einvernehmen“. Inoffiziell heißt es, es habe eine hausinterne Revolte gegen Conze gegeben. Vor allem Finanzvorstand Kemper soll massiv mit Conze aneinandergeraten sein, dessen Ablösung gefordert haben. Aufsichtsratsboss Brandt blockte jedoch ab. Über ihn sagt man, er sei ohnehin schlecht für einfache Vorstandsmitglieder zu erreichen.

Die Abgänge von Kemper und Eckhardt sind nicht die einzigen. Auch Produktionsvorstand Jan Frouman hatte bereits bekannt gegeben, seinen am Monatsende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Damit bleibt vom aktuellen Vorstand neben Konzernchef Conze nur noch Conrad Albert übrig. Conze, ehemals Manager des Staubsaugerherstellers Dyson, will das mit nachlassenden TV-Werbeerlösen kämpfende Unternehmen stärker auf den digitalen Bereich ausrichten sowie mehr lokale Inhalte für seine Plattformen produzieren lassen. Dass angesichts dessen ausgerechnet Finanzvorstand Kemper nun weg ist, irritiert. Er war es, der von Zalando kommend als Online-Vorstand das Internet-Portfolio von ProSiebenSat.1 umbaute und gemeinsam mit dem Investor General Atlantic in der neu formierten Tochter Nucom zukunftssicher aufstellte.

Der Umbau der obersten Riege bei ProSiebenSat.1 Media kommt zur Unzeit. Das Unternehmen steht in einem immer aufreibenderen Wettbewerb zu vermeintlich neuen Herausforderern wie Netflix und Amazon Prime, die sich einen immer größeren Teil vom hart umkämpften Werbekuchen im Bewegtbild-Markt sichern. Dass die neuesten Personalentwicklungen ProSiebenSat.1 in diesem Kampf stärken, darf zumindest mit Blick auf die kurze Frist bezweifelt werden. Neu ist das Problem allerdings nicht: Schon unter Conzes Vorgänger Thomas Ebeling war die Fluktuation in dessen letzten Amtsjahren gestiegen.

Ob Brandt oder Conze – die Bilanz der führenden Köpfe bei ProSiebenSat.1 ist vernichtend. Keine einzige Aktie im HDAX hat mit Blick auf einen Zeitraum von drei Jahren schlechter performt als die der Sendergruppe. Knapp zwei Drittel des ursprünglichen Wertes haben sich in diesem kurzen Zeitraum in Luft aufgelöst. Auch auf Sicht von zwölf Monaten ist die Bilanz kaum besser. Der Abstand zum schlechtesten Wert hier (RIB Software) bewegt sich im Nachkomma-Bereich und bringt einen Verlust der Hälfte des Einsatzes zum Ausdruck.

Ein Artikel von Leon Müller, Chief Editor AKTIONÄR Börsen.Briefing. (www.boersenbriefing.de) 

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