Die Aktie der Porsche AG hat derzeit einen schweren Stand. Noch vor kurzem gingen viele Investoren davon aus, dass die jüngste Produktpalette in der Unternehmensgeschichte eine gute Ausgangsbasis für 2025 bieten würde. Umdenken ist angesagt. Die Zahlen fielen wie erwartet schlecht aus und auch der Ausblick lässt nicht viel Spielraum für steigende Kurse.

Der Konzernüberschuss der Porsche AG ist vergangenes Jahr um gut 30 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro gefallen. Das lag unter anderem am schwächelnden China-Geschäft und hohen Kosten für die Erneuerung mehrerer Modellreihen. "Die Zahlen spiegeln die hohe Anspannung wider, unter der die gesamte Automobilindustrie agiert", sagte Porsche-Chef Oliver Blume bei der Vorstellung der Jahreszahlen in Stuttgart. Auf lange Sicht habe man höhere Ambitionen. Bis das Traditionsunternehmen wieder auf Spur ist, dürfte es aber dauern.

Aktuell rechnet das Unternehmen mit einer deutlich längeren Phase des Übergangs. 2024 waren 27 Prozent der rund 310.700 ausgelieferten Porsche-Fahrzeuge elektrifiziert - knapp die Hälfte davon waren reine E-Autos, die weiteren Plug-in-Hybride. Dieser Anteil soll künftig weiter steigen. Konkrete Ziele nennt Blume aber nicht mehr. Porsche hat aktuell zwei vollelektrische Modelle im Angebot, weitere sind geplant.
Ursprünglich wollte Porsche 2030 mehr als 80 Prozent seiner Fahrzeuge mit reinem E-Antrieb ausliefern. Das sei einer der ambitioniertesten Pläne der ganzen Branche gewesen, sagte Blume. Die Produkte dafür hat Porsche ihm zufolge. "Angesichts der Marktentwicklung ist es aber nicht mehr realistisch."

Porsche rudert zurück
Porsche kündigte zudem an, langfristig eine Umsatzrendite von 20 Prozent des operativen Ergebnisses einfahren zu wollen. "Mittelfristig streben wir wegen des herausfordernd bleibenden Umfelds 15 bis 17 Prozent an", sagte der neue Finanzchef Jochen Breckner. Bisher hatten die Stuttgarter sich in diesem Zeithorizont zwischen 17 und 19 Prozent gesehen. Der Umbau werde etwas Zeit brauchen, sagte Breckner. Dieses Jahr nimmt Porsche gesondert rund 800 Millionen Euro in die Hand, um die Modellpalette wieder etwas stärker auf Verbrenner und Plug-in-Hybride auszurichten, einen Umbau in Angriff zu nehmen sowie das Batteriegeschäft voranzutreiben. Die operative Marge dürfte daher wie bereits in Aussicht gestellt nur bei 10 bis 12 Prozent liegen. Der Umsatz dürfte sich auf 39 bis 40 Milliarden Euro belaufen.

Patrick Hummel von der UBS sieht die weitere Entwicklung der Porsche-Aktie weiterhin skeptisch. Sein Kursziel hat der Experte von 55 auf 53 Euro gesenkt. Es sei noch zu früh, um einen Boden für die Profitabilität des Sportwagenherstellers auszurufen, schrieb Hummel in einer Studie. Denn die Kommentare des Managements zu den potenziellen Katalysatoren wie Preise, neue Produkte und Kosteneinsparungen blieben vage.
Weitaus optimistischer blick JPMorgan-Analyst Jose Asumendi in die Zukunft von Porsche. Zwar hat auch Asumendi das Kursziel zurückgenommen. Dennoch sieht der Auto-Experte Potenzial für die Aktie der Porsche AG bis 93 Euro. Asumendi verwies auf den schwachen Jahresstart in Europa. Zurückzuführen sei dieser vor allem auf die Einstellung der Macan-Produktion in Europa sowie auf höhere Ausgaben für die Neuausrichtung der Antriebsstrategie des Sportwagenbauers.
Porsche hat derzeit mit Gegenwind aus China und möglichen Zöllen in den USA zu kämpfen. Langfristig könnte die Gesamtproduktion von Porsche von aktuell 310.000 Fahrzeugen auf 250.000 Einheiten reduziert werden. Die Aussicht, dass 2025 dank des jüngsten Produktportfolios aller Zeiten ein starkes Jahr wird, hat sich mit den jüngsten Meldungen eingetrübt. Eine Verschlankung der Organisationsstruktur ist geplant. Ein erster Schritt wäre die Neubesetzung des CEO-Postens. Oliver Blume sollte sich voll und ganz auf VW konzentrieren, statt nach wie vor Energie für zwei Unternehmen aufwenden zu müssen.
Sicherlich ist im aktuellen Kurs viel Negatives bereits eingepreist. Dennoch wird es einige Zeit dauern, bis von der Zahlenseite wieder neue positive Impulse auf die Aktie wirken werden. Bis auf weiteres gilt: Anleger die sich im Luxus-Segment der Automobil-Hersteller positionieren wollen, setzen auf Ferrari.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.
Enthält Material von dpa-AFX