Die Automobil-Welt ist im Wandel. Weg von der Cash-Cow der vergangenen Jahrzehnte, dem Verbrenner, hin zum Smartphone auf vier Rädern. Die neuen Stromer der chinesischen Start-ups, ausgestattet mit hochwertiger Software und einem Infotainment, das sich an den Kundenbedürfnissen orientiert, gewinnen im wichtigsten Automarkt der Welt immer mehr Marktanteile. Metzler und Barclays haben die Aktie der Porsche AG nicht nur deshalb heruntergestuft.
Die deutschen Hersteller müssen derzeit zähneknirschend zusehen, wie ihre Gewinne in China nur so dahinschmelzen. War der wichtigste Automarkt der Welt jahrelang ein Selbstläufer, so müssen sich die deutschen Autobauer in Zukunft kräftig strecken, um mit den innovativen neuen Playern mithalten zu können.
Auch den erfolgsverwöhnten Porsche-Managern bereitet der wichtigste Absatzmarkt der Welt Kopfzerbrechen. Im Gesamtjahr 2023 verkaufte der Luxusauto-Hersteller nur noch 79.283 Autos in China. Minus 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Tendenz ist eindeutig: 2021 wurden noch 32 Prozent aller weltweite verkauften Porsche in China abgesetzt. 2023 waren es nur noch 25 Prozent. „Bei Porsche ist die offene Flanke China und China ist der Zukunftsmarkt. Das zeigt den wunden Punkt“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Viele Marktteilnehmer wurden in den letzten Wochen zunehmend skeptisch. Die Porsche-Aktie rutsche sogar unter den IPO-Preis von 82,50 Euro. Nicht nur die China-Schwäche belastete den Kurs, sondern auch die Modellpolitik.
Ab dem Frühjahr kann man das Porsche-SUV Macan in Europa nicht mehr kaufen. Der Grund: Die Umstellung auf neue IT-Sicherheitsvorschriften wäre zu aufwendig, teilte Porsche mit. Sicherlich mutig der Porsche-Macher, eines der beliebtesten Porsche-Modelle künftig nur noch mit E-Motoren und einer dicken Batterie anzubieten.
Aber ob der elektrische Macan die Verkaufslücke schließen kann? Schwierig.
Zu Beginn der neuen Handelswoche stuften sowohl Metzler als auch Barclays die Porsche-Aktie ab. Barclays-Analyst Henning Cosman senkte das Kursziel um zehn auf 80 Euro. Das Bankhaus Metzler sieht für die Aktie nunmehr Potenzial bis 108 Euro. Zuvor lautete das Kursziel 112 Euro. Dagegen hielt Jose Asumendi von JPMorgan. Er bleibt bei seiner positiven Haltung zur Porsche-Aktie. Sein Kursziel lautet 120 Euro.
„Wir berücksichtigen Daten aus der Branche, Berichte von Wettbewerbern und Gespräche mit dem Unternehmen. Bei unserem Kursziel sehen wir die Aktie bei einem 15-fachen EV/EBIT für 2025 und einer 17,5% EBIT-Marge bewertet“, so Asumendi in seiner neuesten Studie.
2024 wird sicherlich ein weiteres, herausforderndes Jahr für die Automobil-Hersteller. Dennoch sollte Porsche mit seinen Luxus-Schlitten weitaus weniger Probleme bekommen, als etwas Massen-Hersteller wie Volkswagen. Der Absatz sollte auf Vorjahresniveau liegen. Die Marge von knapp 17 Prozent ist ausbaufähig. Luxusauto-Hersteller Ferrari etwa kommt auf 38 Prozent Marge. Porsche ist wie auch Ferrari einer der Hauptnutznießer der wachsenden Zahl besonders vermögender Privatpersonen. Auf dem Aktuellen Niveau ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,5 langfristig eine Wette wert.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.