Der KI-Cloud-Spezialist CoreWeave sorgte zunächst für Enttäuschung beim Börsengang, doch jetzt ist die Aktie explodiert. DER AKTIONÄR beleuchtet die Hintergründe, die enge Verbindung zu Nvidia und was Anleger jetzt wissen müssen.
Am vergangenen Freitag, den 28. März 2025, ging CoreWeave an die Nasdaq. Das Unternehmen zählt zu den wachstumsstärksten Anbietern von KI-spezialisierter Cloud-Infrastruktur. Trotz reduzierter IPO-Bewertung verlief der Börsengang enttäuschend: Der Kurs blieb bei 40 Dollar, keine Bewegung am ersten Handelstag.
Erst am gestrigen Dienstag folgte der Kursaufschwung: plus 40 Prozent intraday, Schlusskurs bei 52 Dollar. Ursache laut Analysten: verspätete Käufe institutioneller Investoren, KI-Euphorie und technische Nachfrage.
Technologie im Zentrum des KI-Booms
CoreWeave liefert GPU-Leistung auf Nvidia-Basis – für generative KI, Sprachmodelle, 3D-Rendering und Forschung. Anders als Amazon oder Microsoft konzentriert sich CoreWeave auf rechenintensive Anwendungen. Die Infrastruktur lässt sich flexibel skalieren, etwa bei Bedarf nach tausenden GPUs. Diese Spezialisierung hebt CoreWeave von klassischen Hyperscalern ab.
Geplant war ein Preis zwischen 44 und 50 Dollar je Aktie. Letztlich platzierte CoreWeave 36,5 Millionen Aktien zu 40 Dollar. Der Bruttoerlös: 1,46 Milliarden Dollar, weniger als erhofft. Trotzdem war es das größte Tech-IPO in den USA seit 2021. Das Börsendebüt blieb blass – angesichts des KI-Hypes eine Enttäuschung.
Starkes Wachstum, hohe Verluste
2024 erzielte CoreWeave 1,92 Milliarden Dollar Umsatz – ein Plus von über 700 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettoverlust: 863,4 Millionen Dollar. Der Verlust geht auf den massiven Ausbau von Rechenzentren und Personal zurück.
Problematisch: Microsoft lieferte 62 Prozent der Erlöse – wegen eines Großauftrags im Rahmen der OpenAI-Partnerschaft. Eine breitere Kundenbasis fehlt bislang.
CoreWeave ist eng mit Nvidia verbunden – strategisch wie operativ. 2023 stieg Nvidia mit Kapital ein, heute zählt CoreWeave zu den größten Nvidia-Kunden außerhalb der Tech-Giganten. Das sichert Zugang zu H100-GPUs – ein klarer Vorteil.
Aber: Diese Nähe schafft Abhängigkeit. Wenn Nvidia direkt an Kunden liefert oder Prioritäten ändert, gerät CoreWeave unter Druck.
Nach dem Kurssprung liegt die Marktkapitalisierung bei rund 19 Milliarden Dollar. Das KUV auf Basis 2024: knapp 10 – hoch, aber im Rahmen für ein Unternehmen mit strukturellem Rückenwind.
Ob CoreWeave dauerhaft erfolgreich bleibt, hängt davon ab, ob das Unternehmen profitabler wird, sich unabhängiger von Microsoft macht und sich klar von großen Cloud-Anbietern wie Amazon und Microsoft abhebt – technologisch wie strategisch.
CoreWeave bietet starke Technik, enormes Wachstum – und hohe Risiken. Die Nähe zu Nvidia, der Fokus auf GPU-Infrastruktur und der KI-Boom sprechen für das Unternehmen. Gegenwind droht durch Abhängigkeiten, Verluste und Kapitalbedarf. Das volatile Frühstadium sollten Anleger von der Seitenlinie beobachten.