Es ist eine Aussage die etwas verwundert: Der CEO von Nio, William Li, hat sich zur laufenden Rabattschlacht rund um Elektroautos in China geäußert – und dabei einen Seitenhieb in Richtung Tesla-Chef Elon Musk abgefeuert. Musk gilt als Initiator der derzeitigen Abwärtspreisspirale, weil Tesla vor einiger Zeit die Preise für seine Fahrzeuge in China gesenkt hatte.
Andere Hersteller haben in den vergangenen Monaten nachgezogen, DER AKTIONÄR berichtete (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende). Der E-Mobility-Seite Electrek zufolge hat Li auf einem Branchenkongress vor einigen Tagen gesagt: Nio werde sich nicht am Preiskrieg beteiligen. Zudem seien Teslas Model 3 und Y deutlich weniger komplex im Funktions- und Konfigurationsumfang als die Autos von China-Rivalen wie BYD. Und : „Tesla kann die Fahrzeugpreise in den USA festlegen, wo sie einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent haben, aber nicht in China, wo sie lediglich sieben Prozent haben.“
Die Aussage verwundert etwas, schließlich ist Nio mit seinen Wagen und Preisen relativ nah am First-Mover Tesla dran und hat zudem selbst Rabatte gegeben – und jüngst spürbaren Margendruck gehabt. Auch weitere chinesische Hersteller hatten zuletzt die Preise gesenkt. Insofern wirkt es etwas merkwürdig, jetzt Tesla die Alleinschuld zu geben und gewissermaßen gegen einen Preiskrieg zu argumentieren, der laut einigen Beobachtern praktisch längst begonnen hat und bei dem anscheinend auch Nio mitwirkt.
Analysten warnen
Mehrere Analysten hatten sich diesbezüglich bereits skeptisch geäußert. So gehen Analysten von Nomura von einem monatelangen Preiskampf aus. „Der sich entwickelnde Preiskrieg auf dem chinesischen Automarkt wird sich wahrscheinlich bis ins zweite Quartal ausdehnen und die Rentabilität entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette im Jahr 2023 erodieren“, hatten zudem die Analysten von Fitch geschrieben.
Der Preiskampf muss nicht eskalieren. Das wird allerdings nicht nur davon abhängen, was Tesla künftig macht. DER AKTIONÄR bleibt vorerst bei seiner zurückhaltenden Einschätzung bezüglich der Nio-Aktie.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.