Um die wirtschaftlichen Coronafolgen abzufedern, weitet Mexiko ab 1. Juni seine Mehrwertsteuer-Regelungen auf digitale Dienstleistungen aus. Davon ist auch Netflix konkret betroffen. Diese zusätzliche Belastung leitet der Streamingriese direkt an seine mexikanischen Kunden weiter – mit einer kleinen Ausnahme.
Für mexikanische Netflix-Kunden mit Standard- oder Premiumabo (neun beziehungsweise zwölf Dollar im Monat) erhöht sich der Preis um 16 Prozent. Nutzer mit Basis-Abo (sieben Dollar im Monat) kommen günstiger davon, hier übernimmt Netflix 50 Prozent der Zusatzbelastung. Insgesamt haben 2,7 Millionen Mexikaner den Service abonniert.
Mit dieser Geste hofft Netflix, möglichst viele Kunden zu halten. Ein plötzlicher Preisanstieg von 16 Prozent könnte einige zur Kündigung veranlassen – trotz der Unterhaltung, die Netflix im Lockdown bietet.
Die Aktie des Krisenprofiteurs hat im ersten Jahresdrittel über 35 Prozent an Wert gewonnen. Im vergangenen Quartal konnten außerdem knapp 16 Millionen neue Abonnenten statt der erwarteten acht Millionen gezählt werden. Ende März hat Netflix dank Corona-Produktionsstopps 5,2 Milliarden Dollar Cash in der Kasse. Das Teil-Entgegenkommen bei der neuen Steuer sollte finanzierbar sein.
Mit knapp drei Millionen Abonnenten ist Mexiko für Netflix ein kleiner Markt. Aber auf die Idee, die Krisenprofiteure in der Rezession mehr zur Kasse zu bitten, könnten noch weitere Länder kommen. In der EU existiert übrigens seit 2015 eine Mehrwertsteuer-Regelung für Streamingservices. Die Aktie ist angesichts zunehmender Konkurrenz (zu) hoch bewertet (2021er-KGV von 50). Der Anteilsschein ist auf diesem Niveau kein Kauf.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.