Netflix gilt mit Millionen Neukunden als klarer Corona-Profiteur, jetzt stehen die Zahlen für die letzten drei Monate zur Veröffentlichung an. Anleger hoffen auf eine positive Überraschung – doch ein Anlayst warnt vor Warnsignalen.
Netflix und Quartalszahlen, das ist eigentlich eine klare Angelegenheit: Der Streamingriese hat von den letzten 10 Veröffentlichungen acht Mal die Prognosen übertroffen, seit Ausbruch der Coronapandmie sogar recht locker.
Die Hoffnung der Marktteilnehmer ist eindeutig: Das Virus ist noch da und deshalb boomt das Geschäft von Netflix weiter. Die Überlegung greift aber zu kurz, ist sich Laura Martin sicher. Die Analystin von Needham will einige schwächere Trends ausgemacht haben, die sie zumindest beunruhigen
Mit Blick auf Statistiken der Empfehlungsplattform Reelgood (2 Mio. Nutzer) schreibt Martin: "Laut Reelgood stammten im Q3 nur 25 Prozent der gestarteten Streams von Netflix, ein signifikanter Rückgang gegenüber Q2 (32 Prozent)."
Großer Gewinner im Ranking sei HBO Max mit einem Zuwachs von drei auf neun Prozentpunkte gewesen sowie Amazon mit dessen Prime-Dienst (21 gg. 20 Prozent).
Eine von Reelgood beobachtete gewisse "Abo-Müdigkeit" bereitet der Needham-Analystin ebenfalls Sorgen. Gegenüber dem Q2 hätten sich die Marktanteile weg von Pay-Angeboten und hin zu werbefinanzierten Diensten bewegt.
"In den USA verfolgt Netflix mit 9 bis 16 Dollar/Monat eine Premiumstrategie. Wir glauben, dass das Unternehmen eine weitere, günstigere Option anbieten muss, um mit Disney+, Apple+, Hulu und anderen Anbietern konkurrieren zu können."Laut earningswhispers.com wird Netflix am Dienstagabend einen Quartalsumsatz von 6,38 Milliarden Dollar melden. Beim Ergebnis je Aktie liegt der Analystenkonsens bei 2,12 Dollar pro Aktie, die Flüsterschätzungen lauten hingegen auf 2,19 Dollar. Anders als Needham rechnet DER AKTIONÄR mit guten Q3-Zahlen. Mutige Anleger spekulieren auf eine Überraschung und den Sprung auf ein neues Rekordhoch, alle anderen warten mit einem Kauflimit bei 440 Dollar an der Seitenlinie.