Disney-Chef Bob Iger hat sich entschieden: Auch Marvel- und Star-Wars-Filme wird es ab 2019 nur noch beim angekündigten Streaming-Dienst von Disney geben, nicht mehr bei Netflix. Die Anleger reagieren schulterzuckend – während Disney unter Druck gerät.
Im Rahmen der Media, Communication & Entertainment Conference in Los Angeles hat Iger am Donnerstag weitere Details zu den geplanten Streaming-Diensten von Disney verraten. Demnach soll die Streaming-Plattform in den USA Ende 2019 an den Start gehen. In einigen Ländern sei der Start vielleicht schon früher möglich. Zusätzlich zum bestehenden Content-Katalog kündigte er vier bis fünf neue Disney-Serien sowie drei bis vier neue Filme an.
Klar ist nun auch, dass es auch die neuen Filme von Marvel und Lucasfilm („Star Wars“) ab 2019 nur noch exklusiv beim Disney-Dienst zu sehen geben wird. Wegen eigener Streaming-Ambitionen hatte das Unternehmen bereits angekündigt, die Exklusivpartnerschaft mit Netflix auslaufen zu lassen. Welche Inhalte davon betroffen sind, war bislang unklar.
Keine Panik bei Netflix
Zwar hatte es bis zuletzt noch Verhandlungen zwischen den beiden Entertainment-Giganten gegeben, an der Wall Street hatte man sich allerdings keine allzu großen Hoffnungen gemacht. Dort herrscht ohnehin die Meinung, dass Netflix inzwischen groß genug ist und der Verlust eines einzelnen Partners nicht weiter ins Kontor schlägt.
Aktuelle Serien-Hits wie „Luke Cage“, „Iron Fist“ oder „The Defendes“ basieren zwar auf Marvel-Comics, werden aber auch weiterhin bei Netflix zu sehen sein. Diese Serien wurden als Netflix Originals selbst produziert, was durch einen gesonderten Vertag mit Marvel geregelt ist.
Zudem hatte Bernstein-Analyst Todd Juenger in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass Disney-Inhalte derzeit ohnehin nur in vier Ländern via Netflix zugänglich sind – nämlich in den USA, Kanada, Australien und den Niederlanden. In den wichtigen Wachstumsmärkten würde Disney-Content schon jetzt keine Rolle spielen. Das hat geholfen, den anfänglichen Schreck über das Kooperations-Aus mit Disney und den potenziellen Konkurrenten zu verdauen.
Schwache Gewinnprognose bei Disney
Schlechte Nachrichten gab es indes für die Disney-Aktionäre. Für das Geschäftsjahr 2017, das im September endet, erwartet Iger nur einen Gewinn auf Vorjahresniveau. Analysten hatten zuletzt mit einem Anstieg von drei Prozent gerechnet. Als Grund verwies der Disney-Boss auf gestiegene Kosten für Übertragungsrechte und eine schwächeren Performance des letzten Star-Wars-Films „Rouge One“.
Beide Aktien auf der Empfehlungsliste
Bei Disney haben die Anleger enttäuscht auf die schwache Gewinnprognose reagiert. Die Aktie ist rund 4,4 Prozent schwächer aus dem US-Handel gegangen. Zwar trübt sich das Chartbild damit weiter ein, Handlungsbedarf besteht nach Einschätzung des AKTIONÄR deshalb aber nicht. Der Stoppkurs liegt bei 70 Euro.
Die Aktie von Netflix hat indes kaum auf die Meldung über das Aus für Marvel- und Star-Wars-Inhalte reagiert. Nach der Korrektur im August hat der Kurs zwischenzeitlich einen Boden gebildet und einen Teil der Verluste ausgeglichen. Das Allzeithoch ist damit wieder in Reichweite. Investierte Anleger bleiben dabei.