Die Aktie von Nemetschek steht am Donnerstag nach gegensätzlichen Analystenkommentaren stark unter Druck. Zuletzt knickte der Titel des Software-Herstellers um rund über sechs Prozent ein, nachdem er im frühen Handel zwischenzeitlich um fast acht Prozent eingebrochen war. Ist die Top-Investmentstory etwa vorbei?
Analyst Knut Woller von der Baader Bank spricht in seiner Studie vom Donnerstag von einem zu erwartenden nachlassenden Wachstum des Entwicklers von Software für Architekten und die Baubranche in den kommenden Quartalen.
Woller verwies als Belastung unter anderem auf das sich abschwächende konjunkturelle Umfeld und stufte die Aktie ab.
Für Analystin Nika Zimmermann von der Deutschen Bank aber zählt Nemetschek zu den Top-8-Werten unter den kleineren und mittelgroßen kontinentaleuropäischen Unternehmen. Ihrer Meinung nach dürfte der Software-Hersteller auf einem robusten Wachstumspfad bleiben.
DER AKTIONÄR sieht Nemetschek ebenfalls weiter positiv, was am Nachrüstbedarf der Baubranche in Sachen BIM (Bauwerksdatenmodellierung) liegt. Die BIM-Regularien besagen, dass alle staatlich finanzierten Bauprojekte mit bestimmten Software-Tools umzusetzen sind. So soll verhindert werden, dass Projekte zeitlich und finanziell aus dem Ruder laufen.
„Das ist seit Jahren unser Rückenwind – und das wird auch noch eine ganze Weile so weitergehen“, sagte Ex-CEO Patrik Heider im Gespräch mit dem AKTIONÄR. „Ab 2020 müssen die Regularien in Europa erfüllt sein. In den USA oder Großbritannien ist BIM bereits vorgeschrieben. In all diesen Ländern sehen wir eine verstärkte Nachfrage nach unseren Lösungen.“
Reichlich investiert werden muss in vielen Ländern, auch in Deutschland. Heider: „Hier arbeiten 60 Prozent der Architekten mit 2D- statt der modernen 3D-Applikationen oder sogar noch am Zeichenbrett.“
Auf Anfrage des AKTIONÄR heißt es von Seiten des Unternehmens am Donnerstag: „Wir sind optimistisch, dass wir weiterhin erfreuliche Wachstumsraten aufweisen werden.“
Nemetschek-Aktionäre sollten die Ruhe bewahren, denn das Potenzial für den Spezialisten für Bausoftware ist noch nicht ausgereizt. Kursziel des AKTIONÄR: 75 Euro.