Das norwegische Unternehmen Nel baut seit 90 Jahren Elektrolyseure und hat sich zu einem einzigartigen Pure-Player für Technologien rund um den Wasserstoff entwickelt. DER AKTIONÄR erklärt, warum Nel vor dem großen Durchbruch steht und die jüngste Kursschwäche eine spekulative Einstiegsgelegenheit bei der Nel-Aktie darstellt.
Wenn es um handelbare Firmen aus dem Brennstoffzellen- und Wasserstoffsektor geht, fallen sofort die Namen Ballard Power und Plug Power. Den wenigsten ist hingegen die norwegische Nel ein Begriff, obwohl die Firma eine breite Palette an erstklassigen Technologien in diesem Zukunftsbereich zu bieten hat. Zum Hauptgeschäft zählen neben Elektrolyseuren auch Wasserstofftankstellen, die ähnlich wie bei der Elektromobilität bis dato nur sporadisch zur Verfügung stehen. In Deutschland sind es gerade einmal 34. Doch in den kommenden Jahren soll sich die Anzahl vervielfachen, nicht nur in Europa. Auch in Kalifornien wächst das Wasserstofftankstellennetz – und Nel ist mittendrin. Gemeinsam mit dem Ölgiganten Shell bauen die Norweger die notwendigen Wasserstoffstationen, um brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge mit Wasserstoff zu versorgen. Im September erhielten sie einen Folgeauftrag für das Jahr 2018, der auf ein Volumen von 50 Millionen Norwegische Kronen (gut fünf Millionen Euro) beziffert wird.
Mega-Deal mit dem Tesla-Killer
Noch bedeutender ist für den Nischen-Player die vor Kurzem gemeldete Partnerschaft mit dem Brennstoffzellen-Lkw-Hersteller Nikola Motor. Zunächst liefert Nel zwei Demo-Auftankstellen. Dies ist der erste Auftrag im Rahmen einer exklusiven Partnerschaft. Der Clou der Kooperation: Alle Tankstellen, die per Elektrolyse Wasserstoff bereitstellen, werden Elektrolyseure von Nel nutzen – Folgeaufträge garantiert!
Top-Position dank Übernahmen
In den letzten Jahren hat sich Nel mit zwei größeren Übernahmen in der Weltspitze für Technologien rund um das Thema Wasserstoff festgesetzt. Mit der Akquisition der dänischen Firma H2 Logic im Jahr 2015 bauten die Norweger das Tankstellen-Portfolio aus. Und auch im Bereich der Elektrolyseure, dem ursprünglichen Geschäft von Nel, hat sich der Konzern in den USA verstärkt. Seit diesem Jahr gehört Proton OnSite zum größten Pure-Player im Wasserstoffsektor. Für 70 Millionen Dollar (davon 20 Millionen Dollar in Cash und 50 Millionen Dollar in Form von neuen Aktien) hat sich Nel die Firma einverleibt und profitiert auch dank dieses Zukaufs von prall gefüllten Auftragsbüchern.
Dazu zählt unter anderem das bislang größte Power-to-Gas-Projekt der Welt in Frankreich. Auftraggeber ist das Unternehmen H2V PRODUCT (erst im Jahr 2016 gegründet), das sich zum Ziel gesetzt hat, weltweit „grüne“ Wasserstoffproduktionsanlagen zu installieren. Im Sommer dieses Jahres ist der Startschuss für das Mega-Projekt gefallen. Das Gesamtauftragsvolumen wird auf 3,15 Milliarden Kronen (circa 320 Millionen Euro) taxiert. So viel ist Nel in etwa an der Börse wert. Dieser Auftrag ist ein erster Fingerzeig auf das, was in den kommenden Jahren ansteht. Allerdings fertigt Nel die Produkte im Rahmen dieses Großauftrags bis zum Jahr 2025.
Internationale Erfahrung
In der 90-jährigen Historie konnte Nel bereits über 3.500 Wasserstoff lösungen in rund 80 Länder liefern, darunter Südafrika, Ägypten und Bolivien. Und auch die Liste der Partner kann sich sehen lassen. Neben Praxair (vor der Fusion mit der im DAX notierten Linde) setzen auch die Energieversorger E.on, Iberdrola und Vattenfall auf Nel-Produkte. Doch Elektrolyseure kommen nicht nur in der Energieversorgung und zur Erzeugung von Wasserstoff für eine saubere Mobilität zum Einsatz.
Unzählige Anwendungsgebiete
ndustriezweige wie die Stahlindustrie, die chemische Industrie, aber auch die Lebensmittelbranche, eröffnen Nel neue Chancen und Märkte. Gut so, denn noch stecken die Nordeuropäer in den roten Zahlen fest. Analysten rechnen im Fiskaljahr 2019 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Doch jeder neue Auftrag hilft dem Wasserstoffspezialisten, dem Break-even wieder ein Stück näher zu kommen.
Um die Aufträge möglichst schnell abzuarbeiten, braucht es entsprechende Kapazitäten. Per Kapitalerhöhung hat sich Nel zuletzt Geld am Kapitalmarkt besorgt. Zu 2,50 Norwegische Kronen platzierte die in Oslo gelistete Firma 88 Millionen neue Aktien.
Dies wirkte sich allerdings nur kurzfristig negativ auf den Aktienkurs aus. Denn in den letzten Wochen verzeichnete die Aktie ein ungewohnt hohes Investoreninteresse, das die Nel-Papiere nach der Kapitalmaßnahme auf ein neues Jahreshoch katapultierte. der aktionär geht davon aus, dass die Norweger in den kommenden Wochen weitere internationale Großaufträge an Land ziehen können und die Aktie den starken Aufwärtstrend fortsetzt. Denn die Aussichten für die Lösungen von Nel sind glänzend.
Pure-Player in Top-Position
Nel hat seine Hausaufgaben gemacht und sich exzellent für die Zukunft aufgestellt. Trotz der hohen Bewertung sollten sich spekulativ orientierte Anleger eine langfristig ausgerichtete Position des hochinteressanten Wasserstoffspezialisten ins Depot legen. Die scharfe Korrektur der Aktie bietet eine gute Gelegenheit zum Einstieg. Aufträge sollten streng limitiert oder direkt an der Börse Oslo platziert werden.
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 50/2017 als Top-Tipp spekulativ.