Noch vor wenigen Tagen vegetierten die Aktien von Triebwerksbauern aufgrund Corona-bedingt flauen Auftragsvolumens auf gedrücktem Niveau. Das hat sich mit den ermutigenden Daten zu einem Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer geändert. Nach dem starken Aufschwung am Montag setzen die Kurse von Rolls-Royce, MTU und Safran ihre Erholung fort.
Besonders stark reagieren die Aktien des britischen Triebwerkherstellers Rolls-Royce. Am Montag schossen die Papiere an der Börse London von 70,68 Britische Pence unmittelbar vor der Impfstoff-Meldung auf zeitweise 137 Pence nach oben. Zum Handelsschluss blieb ein Tagesgewinn von über 40 Prozent.
Am Dienstag bauen Rolls-Royce-Aktien ihre Gewinne aus und legen zeitweise gut ein Fünftel auf 128,80 Pence zu. Seit dem Allzeittief Anfang Oktober bei knapp 39 Pence hat sich das Papier also mehr als verdreifacht. Im deutschen Handel verbesserte sich die Aktie von 0,45 Euro am 2. Oktober auf heute 1,44 Euro.
Rolls-Royce befindet sich mitten in einer großen Kapitalerhöhung mit einem Volumen von zwei Milliarden Pfund. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Rolls-Royce gestern auf "Underweight" mit einem Kursziel von 30 Pence belassen. Bis zum Masseneinsatz von Impfstoffen gegen das Coronavirus und einer nachhaltigen Erholung der Luftfahrt sei es noch ein weiter Weg, so die Begründung von Analyst David Perry.
JPMorgan ist auch bezüglich MTU Aero Engines skeptisch und belässt den DAX-Wert auf "Underweight" mit einem Kursziel von 115 Euro. Aktuell notiert die MTU-Aktie bei knapp 200 Euro auf dem höchsten Stand seit Anfang März. Am Vortag stand MTU mit einem Kursplus von knapp 17 Prozent an der Spitze der Tagessieger, auch heute gehört die Aktie mit einem Aufschlag von mehr als vier Prozent zu den besten Werten im deutschen Leitindex. Die allgemein als Corona-Krisenverlierer geltenden Aktien aus dem Luftfahrtsektor haben nun Nachholpotenzial.
Auch der französische Triebwerksbauer und Technologie-Konzern Safran legt heute weiter zu. Die Aktie erholte sich seit dem Tiefstand Ende September bei unter 83 Euro auf heute gut 120 Euro.
Kürzlich bestätigte Safran dank eines früh gestarteten Sparprogramms, dass die Finanzziele für das Jahr 2020 erreicht werden würden. Das Unternehmen werde seine Kosten stärker senken als je zuvor.
Die ganze Flugzeugbauer- und Zulieferer-Branche leidet unter der coronabedingten Krise der Luftfahrt. Weil die Flugzeughersteller Airbus und Boeing ihre Produktion zurückgefahren haben, werden auch deutlich weniger Bordküchen und Sitze von Safran benötigt. Zudem lastet das Desaster mit Boeings Krisenjet 737 Max noch auf dem Geschäft. Safrans Ableger CFM liefert die Triebwerke für den Flugzeugtyp, der seit März 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen immer noch nicht abheben darf. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Corona-Krise hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Wegen der Pandemie und der Reisebeschränkungen ist die Nachfrage nach Flugtickets, Flugzeugen, Flugzeugteilen und Wartungsaufträgen zum größten Teil weggebrochen. Nun blicken die Anleger offenbar perspektivisch über die nächsten Monate hinaus und kaufen. Die Aktien der Triebwerksbauer werden ihren Aufschwung jedoch kaum in diesem Tempo fortsetzen.
DER AKTIONÄR hatte die MTU-Aktie Anfang März zum Kauf empfohlen und war durch den Rutsch unter die Stopp-Loss-Marke bei 140 Euro im September ausgestoppt worden. Für einen (Neu)-Einstieg sollten Anleger nun eine deutliche Kurskorrektur abwarten.
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