Die Entwicklung bei der Aktie von Morphosys in den vergangenen Monaten war ein einziges Trauerspiel. DER AKTIONÄR hat deswegen mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Jean-Paul Kress darüber gesprochen, was jetzt das Ziel von Morphoys ist, was er sich von den jüngsten Deals erwartet und was demnächst vom Unternehmen zu erwarten ist.
DER AKTIONÄR: Herr Kress, zuletzt hat Morphosys im Portfolio kräftig umstrukturiert. Wo liegt jetzt der Fokus bei Morphosys?
Jean-Paul Kress: Wir haben uns bei MorphoSys das Ziel gesetzt, ein führender Anbieter im Bereich Hämatologie/Onkologie zu werden. Wir haben unser Portfolio gestrafft und werden unsere Ressourcen weiterhin darauf konzentrieren, unsere Onkologie-Pipeline in der späten und mittleren Entwicklungsphase voranzutreiben. Dazu gehören Pelabresib, unser potenziell klassenbester BET-Inhibitor, und Monjuvi, unsere gegen CD19 gerichtete Immuntherapie – zwei Wirkstoffe, die das Potenzial haben, den Standard und die Qualität der Behandlung von schwer zu behandelnden und belastenden Blutkrebsarten zu verbessern.
Was bedeutet die jüngste Lizenzvereinbarung für Felzartamab und MOR210 mit HIBio für Morphosys?
Die Vereinbarungen mit HIBio sind ein wichtiger Schritt, um unsere Strategie voranzutreiben und unseren Ressourcen-Einsatz zu optimieren. Indem wir Felzartamab und MOR210 in die Hände von HIBio legen, können wir unser Geld und unsere Energie in unsere eigenen Onkologie-Programme investieren, in denen wir drei laufende Zulassungsstudien haben. Gleichzeitig werden wir im Falle einer erfolgreichen Entwicklung von Felzartamab und MOR210 durch Meilensteinzahlungen und Tantiemen sowie durch unsere Kapitalbeteiligung an HIBio profitieren. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Vereinbarung. Das Führungsteam von HIBio ist sehr erfahren, verfügt über fundierte wissenschaftliche Expertise auf dem Gebiet der Autoimmunerkrankungen und ist damit prädestiniert, Felzartamab und MOR210 erfolgreich zu neuen Medikamenten für Patienten weiterzuentwickeln, die dringend bessere Behandlungsmöglichkeiten benötigen.
Was erhoffen Sie sich von der jüngst bekannt gegebenen Zusammenarbeit mit Pfizer und Incyte?
Wir glauben, dass sich durch die Ergänzung von Monjuvi plus Lenalidomid mit dem neuartigen Anti-CD47-Blocker TTI-622 von Pfizer möglicherweise eine neue und chemotherapiefreie Kombinationstherapie für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom ergeben könnte. Der ungedeckte medizinische Bedarf in diesem Bereich ist nach wie vor hoch, weshalb wir den Start einer neuen Phase-1b/2-Studie planen. Dies ist unsere zweite klinische Studienkooperation für Monjuvi mit einem neuen Wirkstoff und unterstreicht die Rolle von Monjuvi als Kombinationstherapie der Wahl bei B-Zell-Lymphomen.
Was sind die nächsten wichtigen Steps für Morphosys, die auch für Anleger von Bedeutung sein könnten?
Das Hauptaugenmerk in diesem Jahr liegt darauf, den Umsatz von Monjuvi zu steigern und zügig Probanden für unsere Zulassungsstudien mit Pelabresib und Monjuvi zu rekrutieren, die langfristig die größte Möglichkeit darstellen, Mehrwert für Patienten und unsere Aktionäre zu schaffen. Mit Blick auf die Daten planen wir, in der zweiten Jahreshälfte erste Ergebnisse zu unserem EZH2-Hemmer CPI-0209 vorzustellen, der in einer Basket-Studie für solide Tumore und Blutkrebsindikationen untersucht wird. Wir freuen uns außerdem über zwei potenziell bedeutende Meilensteine unserer Partnerprogramme: Roche plant im vierten Quartal die Bekanntgabe von zulassungsrelevanten Daten für Gantenerumab bei Alzheimer und GSK die Bekanntgabe von Daten aus seiner Phase-3-Studie mit Otilimab bei rheumatoider Arthritis.
Herr Kress, vielen Dank für das interessante Gespräch.