Während der Bitcoin am Donnerstagabend mehr als drei Prozent gewinnt, knickt die Aktie von MicroStrategy vor dem langen Wochenende um rund zehn Prozent ein. Der Grund: Die Investmentgesellschaft Kerrisdale Capital hat eine Short-Position bekanntgegeben – und diese mit dem Offensichtlichen begründet.
„Wir sind short bei MicroStrategy und long beim Bitcoin“, heißt es zum Beginn einer Serie von Beiträgen im offiziellen Account von Kerrisdale Capital bei X (ehemals Twitter). Die Begründung: Auf dem aktuellen Niveau impliziere der Aktienkurs einen Bitcoin-Preis von mehr als 177.000 Dollar – was etwa dem 2,6-fachen des aktuellen Spot-Kurses entspreche und in keiner Weise mehr gerechtfertigt sei.
GM. We're short $MSTR and long bitcoin. Report avail at https://t.co/XDg6uAJDRa. Crypto trades often get carried away and $MSTR is no exception. The BTC price implied in $MSTR shares is now over $177k, an unjustifiable 2.6x the spot price of BTC. (1/6)
— Kerrisdale Capital (@KerrisdaleCap) March 28, 2024
„Es gibt keine fundamentalen Gründe für einen Aufschlag in dieser Höhe. MicroStrategy bietet keinen einzigartigen Zugang zu Bitcoin. Der Kauf von Bitcoin ist über eine ständig wachsende Zahl von ETPs und ETFs mit niedrigen Gebühren wie $IBIT und $FBTC einfach und günstig“, heißt es dort weiter.
Der Bitcoin-Bestand mache 97 Prozent der Bewertung von MicroStrategy aus, das ehemalige Kerngeschäft mit Unternehmenssoftware sei im Vergleich dazu winzig. Würde man den Bitcoin-Bestand zum aktuellen Marktpreis bewerten, sei die Aktie der Kerrisdale-Studie zufolge bei 700 bis 800 Dollar fair bewertet – rund 60 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau.
Zudem bemängeln sie eine „massive Verwässerung“, denn MicroStrategy hat die Bitcoin-Käufe zuletzt überwiegen durch die Ausgabe von Wandelanleihen und neuen Aktien finanziert.
Alles ein alter Hut?
Die Ausführungen von Kerrisdale Capital enthalten keine neuen Erkenntnisse, sondern fassen das Offensichtliche zusammen. Von den MicroStrategy-Fans in der Krypto-Community hagelt es dafür in den Kommentaren dennoch Kritik. Viele verweisen darauf, dass die genannten ETFs nur in den USA gehandelt werden können – und die Argumentation damit zumindest in Teilen hinfällig sei.
Isn’t MSTR funding all bitcoin purchases with 50% debt (2x leverage)?
— Blairja (@Blairja) March 28, 2024
This would explain a chunk of the price premium.
I love shorting, but I wouldn’t short MSTR.
„Finanziert MicroStrategy nicht alle Bitcoin-Käufe mit 50 Prozent Schulden (2x Leverage)? Das würde einen Teil des Preisaufschlags erklären“, gibt X-Nutzer @blairja zudem zu bedenken, und weiter: „Ich liebe Short-Positionen, aber MSTR würde ich nicht shorten.“
The market will remain unreasonably longer than you will remain solvent
— Gabriel Haines.⌐◨-◨ (@gabrielhaines) March 28, 2024
Und Nutzer @gabrielhaines erinnert daran, dass es gerade im Krypto-Sektor nicht immer rational zugeht. „Der Markt kann länger unvernünftig bleiben, als ihr zahlungsfähig bleiben könnt.“
Die Kritikpunkte sind offenkundig und MicroStrategy ist schon länger die am stärksten leerverkaufte Aktie im Krypto-Sektor – und doch sorgt Kerrisdale Capital mit den Äußerungen für Unsicherheit unter den Investoren. Trotz positiver Vorgaben vom Kryptomarkt knickt die Aktie am Freitagabend zeitweise um mehr als zehn Prozent ein.
Angesichts der ohnehin sehr hohen Volatilität ist das zunächst nicht ungewöhnlich und für investierte Anleger auch kein Grund zur Panik. DER AKTIONÄR argumentiert aber schon länger, dass erste Teilgewinnmitnahmen bei fast 600 Prozent Kursplus seit Erstempfehlung vor rund einem Jahr keine schlechte Idee sind. Zudem wurde in der aktuellen Ausgabe (14/2024) erneut der Stopp nachgezogen.