Einer der in den vergangenen Monaten schlechtesten Werte im MDAX sorgt für Furore: Metro. Der Handelsriese mit seinen Metro-Großmärkten und Real-Einzelhandels-Filialen verliert seine wichtigsten Großaktionäre und steht vor einem Umbruch. An der Börse wird nun offenbar auf einen Neuanfang spekuliert. Oder auf eine Übernahme...
Kurz vorm Wochenende wurde bekannt, dass sich der Duisburger Mischkonzern Haniel bei Metro zurückziehen will. In einem ersten Schritt verkauft die Familie - seit mehr als 50 Jahren an Metro beteiligt - 7,3 Prozent der Anteile an den osteuropäischen Investor EP Global Commerce (EPGC). Die Holding mit Sitz in Tschechien hat sich auf internationale Energie- und Infrastruktur-Projekte spezialisiert. Für die restlichen 15,2 Prozent wurde eine Übernahmeoption vereinbart.
Mediamarkt-Saturn-Mutter will ebenfalls aussteigen
Auch der Elektronik-Händler Ceconomy, der Mutterkonzern von Mediamarkt-Saturn, will nun den größten Teil seiner Metro-Beteiligung verkaufen. Das Unternehmen, das sich vor gut einem Jahr von der Metro Group abgespalten hatte und ebenfalls im MDAX notiert, hat dazu auch die zum tschechischen Milliardär Daniel Ketínský gehörenden Investmentfirma EP auserkoren. Eine Entscheidung, ob und zu welchen Bedingungen ein Anteilskaufvertrag abgeschlossen werden kann, wurde zwar noch nicht getroffen, ist aber wahrscheinlich. In der Metro will der Milliardär künftig den Ton angeben und die Option zum Kauf weiterer Aktien nutzen, „um unsere Überzeugung zu bestätigen, dass wir als Aktionäre eine positive Rolle für das Unternehmen spielen und seine zukünftige Entwicklung richtig unterstützen können“, wie ihn das Handelsblatt zitiert.
Ceconomy hatte einst bei der Aufspaltung ein Aktienpaket von rund zehn Prozent an der Metro mit auf den Weg bekommen. Die Verhandlungen betreffen sämtliche Anteile bis auf einen Rest von etwa ein Prozent.
Zuvor hatte Ceconomy bereits erfolglos versucht, ein Aktienpaket an die Erben des Media-Markt-Mitbegründers Erich Kellerhals zu verkaufen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Ceconomy Bargeld und Ceconomy-Aktien im Gesamtwert von rund einer Milliarde Euro angeboten. Das Kellerhals-Unternehmen Convergenta hatte abgelehnt.
Metro-Aktien haussieren
Der Ausstieg der alten Anteilsinhaber schürt neue Fantasie. Das Ende einer Ära dürfte bevorstehen, auch eine Komplettübernahme durch die Tschechen wird möglich. Denn das knappe Drittel an Metro könnte für EPGC vielleicht nur ein Anfang sein. Doch allein schon die Neuausrichtung des Metro-Konzerns würde neue Chancen eröffnen, nachdem man den Zug des Online-Geschäfts weitgehend verpennt hatte.
Die Aktien von Metro haussierten am Montag-Vormittag um mehr als 15 Prozent, Ceconomy-Aktien legten zeitweise um gut fünf Prozent zu. Beiden Unternehmen steht DER AKTIONÄR seit Monaten skeptisch gegenüber. Metro hatte sich mit dem Russland-Geschäft vertan, Ceconomy setzte zu lange auf den stationären Handel. Bis auf die Spekulation auf eine Übernahme ist derzeit fast nichts Zählbares vorhanden, was eine längerfristige Beteiligung rechtfertigen würde.