Die Aktie des Darmstädter Unternehmens fliegt unter dem Radar vieler Anleger. Dabei hat Merck eine sehr interessante Investmentstory zu bieten. DER AKTIONÄR hat nach den Zahlen für 2020 den Finanzvorstand des DAX-Unternehmens, Marcus Kuhnert, unter anderem zur Performance im zurückliegenden Jahr und der Zusammenarbeit mit BioNTech interviewt.
DER AKTIONÄR: Herr Kuhnert, wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung im Jahr 2020?
Marcus Kuhnert: Ich bin sehr zufrieden. Merck hat eine starke operative Leistung gezeigt und weitere Fortschritte bei der Umsetzung von strategischen Initiativen gemacht. Die Zahlen belegen dies klar. Wir haben unseren Umsatz trotz Pandemie um fast neun Prozent gesteigert. Wichtige Treiber waren das Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung des Unternehmensbereichs Life Science, die in den vergangenen Jahren neu zugelassenen Medikamente Mavenclad und Bavencio und das Halbleitergeschäft Semiconductor Solutions. Gleichzeitig hat das EBITDA pre schneller zugelegt als der Umsatz, sodass wir unsere EBITDA-pre-Marge gesteigert haben. Das gilt übrigens auch, wenn man den im letzten Jahr angefallenen Ertrag von 365 Millionen Euro durch die Auflösung einer Rückstellung für den Patentrechtsstreit mit Biogen außen vor lässt. Beim operativen Cashflow konnten wir um knapp 22 Prozent zulegen, das gibt uns Rückenwind beim Schuldenabbau.
Welche Highlights können Sie hervorheben?
Vor allem die Tatsache, wie gut unsere Teams auch unter Pandemiebedingungen gearbeitet und die Versorgung von Patienten und Kunden sichergestellt haben. Nur durch diese starke Leistung konnten wir die Kontinuität der Geschäfte aufrechterhalten, auch wenn die Rahmenbedingungen infolge von Lockdowns, Grenzschließungen und knappen Transportkapazitäten schon herausfordernd waren. Gerade in der Pandemie zeigte sich noch einmal auf besondere Weise die Leistungsfähigkeit unseres differenzierten Geschäftsmodells mit drei starken Unternehmensbereichen. Unser Fokus auf innovationsgetriebene Spezialgeschäfte hat sich ganz klar ausgezahlt.
Wie verläuft die bisherige Integration von Versum Materials?
Die Integration verläuft reibungslos. Wir liegen deutlich vor unserem Plan. Das ist eine tolle Leistung der Kolleginnen und Kollegen, vor allem, wenn man bedenkt, dass Reisen und damit persönliche Kontakte derzeit kaum möglich sind. Wie gut die Integration klappt, sehen wir auch an den erzielten Synergien. Unsere Ziele für das Jahr 2020 hatten wir zweimal angehoben, insgesamt haben wir bisher rund 50 Millionen Euro realisiert. Für dieses und nächstes Jahr haben wir die Latte jetzt noch einmal höhergelegt. Im Jahr 2021 wollen wir Synergien von rund 83 Millionen Euro erreichen und damit die ursprünglich geplanten Synergien ein Jahr vor der Zeit abliefern. Im Jahr 2022 steigern wir die Synergien dann nochmal auf insgesamt rund 95 Millionen Euro.
Welchen Beitrag leistet Merck im Kampf gegen die Corona-Pandemie? Welchen Stellenwert genießt die Partnerschaft mit BioNTech?
Wir tragen auf vielfältige Weise zum Kampf gegen die Covid- 19-Pandemie bei. Unser Life-Science-Geschäft unterstützt mit seinen Produkten und Dienstleistungen zum Beispiel weltweit mehr als 50 Impfstoffprojekte, 35 Testlösungen und 20 Programme zu Covid-19-Therapeutika. Unter anderem sind wir ein wesentlicher Anbieter von Lipiden, die eine kritische Rolle bei mRNA-Impfstoffen spielen. Anfang Februar hatten wir bekannt gegeben, dass wir unsere strategische Partnerschaft mit BioNTech weiter ausbauen. Wir werden die Lieferung dringend benötigter Lipide erheblich beschleunigen und die Liefermenge zum Jahresende 2021 steigern. BioNTech und Merck verbindet eine starke Überzeugung bezüglich des zukünftigen Potenzials der mRNA-Technologie und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die schon vor der Pandemie begonnen hatte.
Merck ist in vielen Bereichen global top aufgestellt, der Ausblick auf 2021 und die Wachstumschancen stimmen positiv. Das gesamte Interview mit CFO Kuhnert lesen Sie in der aktuellen AKTIONÄR-Ausgabe 11/21, welche für Sie hier zum Download zur Verfügung steht.