Manche Anleger mögen sich am Donnerstag verwundert die Augen gerieben haben. Rund 18 Prozent haben die Vorzugsaktien von RWE zugelegt. Doch es handelte sich keineswegs um eine Fehlstellung der Kurse. Vielmehr hat der Versorger beschlossen, seine Aktionärsstruktur umzustellen und zu vereinheitlichen.
Seit den 1950er-Jahren gibt es bei RWE die Vorzugsaktien. Anleger haben dabei kein Stimmrecht, bekommen dafür aber eine höhere Dividende. Der Kurs der Vorzugsaktie lag in der Vergangenheit stets deutlich unter dem der Stammaktie. Bereits bei der Hauptversammlung im April hatten zwei Aktionäre, die Delphi Unternehmensberatung und die Deutsche Balaton, eine Abschaffung gefordert. Damals lehnte der Vorstand diesen Schritt noch ab, das hat sich nun geändert.
Vorzugsaktien werden im Verhältnis 1:1 ohne Zuzahlung in Stammaktien umgewandelt – wenn die Aktionärsversammlungen am 3. Mai zustimmen – dabei müssen die Stammaktionäre mit einfacher Mehrheit und die Vorzugsaktionäre mit Dreiviertelmehrheit dafür votieren. „An den internationalen Kapitalmärkten ist es üblich, dass jede Aktie auch ein Stimmrecht hat“, begründete Finanzvorstand Markus Krebber die Pläne. Ein weiterer Vorteil: Die Marktkapitalisierung der Stämme steigt, was den Verbleib im DAX weiter sichert.
Spielball der Politik
Die Vorzüge wurden zuletzt leider unglücklich ausgestoppt. Nach dem Kurssprung ist die Bewertung nun an die Stämme angepasst. Wer bei RWE investiert ist, kann damit künftig auf die DAX-notierten Stämme setzen. Allerdings bleibt RWE ein Spielball der Politik, der Kohleausstieg ist nach wie vor nicht geklärt. Spekulative Anleger setzen ein Kauflimit bei 18,10 Euro.