Die Aktie des österreichischen Biotech-Unternehmens Marinomed hat zuletzt deutlich zulegen können. Auch die in dieser Wocher veröffentlichten Zahlen wurden am Markt gut aufgenommen. So hat Marinomed im ersten Quartal 2022 mehr Umsatz erzielt und die Kosten für Forschung und Entwicklung gesenkt – der Verlust konnte dadurch eingedämmt werden.
DER AKTIONÄR hat Anfang Mai mit dem Vorstandsvorsitzenden von Marinomed, Andreas Grassauer, über die jüngsten Entwicklungen und weiteren Chancen gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Grassauer, wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung?
Andreas Grassauer: Marinomed hat 2021 neue Rekorde erzielt. Und auch das neue Jahr ist vielversprechend gestartet. Demzufolge bin ich sehr zufrieden. Marinomed erzielt den Großteil seiner Umsätze aus dem Geschäft mit Carragelose-Produkten. In Deutschland heißt das Algovir. Und da ist es so, dass die Saison 2020/2021 für alle Hersteller im Husten-Schnupfen-Heiserkeit-Bereich eigentlich eine Katastrophe war. Durch die Corona-Maßnahmen und Infektionsmaßnahmen sind nicht nur die Infektionszahlen vom Coronavirus zurückgegangen, sondern von allen respiratorischen Viren. Dies hatte zur Folge, dass man einen nie dagewesenen Umsatzeinbruch in diesem Bereich gesehen hat. Es gab nur eine Produktkategorie, die schlimmer betroffen war – und das waren Reise- und Malaria-Medikamente.
Das hat sich aber dann in der zweiten Jahreshälfte 2021 gedreht. Speziell in Mitteleuropa ist mit Ankunft der Omikron-Variante der Bedarf enorm gestiegen. Und zwar in allen Bereich. Das hat dazu geführt, dass wir Rekordumsätze hatten und volle Auftragsbücher. Der Verkauf in den Apotheken war sehr stark. Das heißt, es hat eigentlich niemand mehr Produkte auf Lager, jetzt am Ende der Saison. Und dadurch blicken wir sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Was uns zudem freut, ist, dass in unseren Umsätzen auch bereits Meilensteinzahlungen von unserem neuen chinesischen Partner Luoxin Pharmaceuticals enthalten waren. Mit Luoxin haben wir eine Partnerschaft für unser allergisches Rhinitis-Produkt.
Teilweise hört man sogar von Engpässen beim Angebot?
Dieses Problem hatten wir zuletzt in Deutschland. In Deutschland gab es Algovir zuletzt nicht in ausreichenden Mengen. Wir sind aber dabei, das hinzubekommen. Aber es ist einfach alles verkauft worden.
Wie schnell können Sie das Angebot hochfahren?
Die Kapazitäten von unserer Seite dafür sind vorhanden. Aber wir haben natürlich entsprechende Vorlaufzeiten. Schauen wir uns einmal ein Produkt wie Algovir an. Da brauchen wir erst einmal einen Karton. Das ist in normalen Zeiten kein Problem, aber in Zeiten wie diesen ist selbst der Karton ein Problem. Da haben wir derzeit Vorlaufzeiten von mehreren Wochen und Monaten. Dann braucht man eine Glasflasche. Diese sind aus medizinischem Glas. Dieses medizinische Glas hat derzeit Vorlaufzeiten von einem Jahr – da auch Impfstoffhersteller solche medizinischen Gläser brauchen. Und dann benötigt man noch eine Pumpe. Auch diese hat Vorlaufzeiten. Das heißt, man muss sehr langfristig die Produktion planen. Und wenn es kurzfristig Spitzen gibt, sind die sehr schwer abzudecken. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass dies bald behoben ist und wir die Nachfrage vollumfänglich bedienen können.