Am Montag hat die Fluggesellschaft die Börsianer geschockt. Nach diversen Streiks reduzierte die Lufthansa Group bereits nach dem ersten Quartal 2024 ihre Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr kräftig. Der MDAX-Wert sackte ab, am Dienstag setzt sich die Talfahrt fort. Nun wird es charttechnisch richtig brenzlig.
Die vielen Streiks im Luftverkehr durchkreuzen die Gewinnpläne der Fluggesellschaft. Vorstandschef Carsten Spohr rechnet nach einem unerwartet hohen Verlust im ersten Quartal für das laufende Jahr nur noch mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von rund 2,2 Milliarden Euro (DER AKTIONÄR berichtete). Das ist rund eine halbe Milliarde weniger als bisher angepeilt.
Die enttäuschende Gewinnprognose für 2024 hat die Aktien der Lufthansa-Aktien am Montag auf den tiefsten Stand seit Anfang November zurückgeworfen. Bis auf 6,56 Euro sackte der Kurs ab. Am Dienstag-Vormittag setzt sich die Talfahrt in einem abgeschwächten Börsenumfeld noch fort. Die Chart-Unterstützung in Form des Oktober-Tiefs bei 6,51 Euro wurde unterschritten.
Charttechnisch droht der MDAX-Wert nun bis etwa 5,50/ 5,70 Euro weiter abzurutschen. In diesem Bereich hatte der Lufthansa-Kurs im Sommer 2022 mehrmals nach oben gedreht. Nachhaltig bessern würde sich das Chartbild erst nach Überwindung des kurzfristigen Abwärtstrends bei knapp 7 Euro, des GD50 (bei 7,15 Euro) und des mittelfristigen Abwärtstrends. Die entsprechende Linie verläuft aktuell bei etwa 7,40 Euro.
Auch die Analysten sind skeptisch. Das Bankhaus Metzler etwa senkte sein Kursziel heute von 7,50 auf 7,20 Euro und bleibt beim Votum "Hold".
Analyst Alexander Irving von Bernstein Research bestätigte sein Lufthansa-Votum "Underperform" mit einem Kursziel von 7,00 Euro. Der gekürzte Ausblick im Zuge der Streiks und die damit einhergehende Belastung der Nachfrage sei kurzfristig gut für die anderen großen europäischen Fluggesellschaften wie Air France-KLM und IAG, da sie dadurch kurzfristig mehr Buchungen für Anschluss-Flüge erhalten sollten, schrieb er. Die Papiere der beiden Unternehmen notierten zuletzt allerdings auch etwas tiefer.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Lufthansa ebenfalls auf "Underweight" belassen und sieht ein Kursziel von vorerst 6,90 Euro. Mit einem schwierigen Quartal mit Blick auf die Gewinnentwicklung habe er bereits gerechnet, aber die Prognose der Airline sei schlechter als er gedacht habe, schrieb Analyst Harry Gowers am Montagabend. Die Frage sei nun, ob mit der Prognosekürzung alles aufgeräumt sei und Investoren die Aktien wieder kaufen sollten. Hier rät der Experte allerdings zur Vorsicht.
Bis sich die Lage bei der Lufthansa Group fundamental (und charttechnisch) aufhellt, muss man die Aktie nicht haben. DER AKTIONÄR beobachtet den MDAX-Wert und wird zu gegebener Zeit auf Kaufchancen hinweisen – und seien es auch nur Trading-Chancen.
(Mit Material von dpa-AFX)
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