Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2021 ist LPKF Laser im ersten Quartal 2022 zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung gelungen. Diesen muss die Gesellschaft mit den Zahlen zum zweiten Quartal am kommenden Donnerstag (28. Juli) allerdings auch bestätigen. Mit den Zahlen stehen aber auch die mittelfristigen Planvorgaben im Fokus.
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Nach drei Monaten 2022 lag der Auftragsbestand mit 60,8 Millionen Euro um 40 Prozent über dem Vorjahr. Bis Ende Juni dürften noch einige neue Order unterzeichnet worden sein, vor allem beim Kunststoffschweißen (Welding) scheint die Nachfrage groß gewesen zu sein. Ein großer Teil davon dürfte noch im Jahr 2022 ausgeliefert werden.
Daher erscheint die für das Gesamtjahr angepeilte Range bei den Umsätzen von 110 bis 130 Millionen Euro (Vorjahr: 93,6 Millionen Euro) und bei der EBIT-Marge von 2,0 bis 7,0 Prozent trotz der bestehenden Unsicherheiten bei Lieferketten und Materialbeschaffung erreichbar zu sein.
Für das zweite Quartal peilt der Laserspezialist einen Umsatz zwischen 25 und 30 Millionen Euro sowie ein EBIT von minus 1,5 bis plus 2,5 Millionen Euro an. Diese Vorgaben dürfte das Unternehmen erreicht haben.
Ob Vorstand Klaus Fiedler die Mittelfrist-Prognose nach den für das Q2 angekündigten Gesprächen mit den Kunden noch immer aufrecht erhalten kann, ist dagegen zumindest fraglich. Zur Erinnerung: Bis zum Jahr 2024 sollen die Umsätze auf 360 Millionen Euro steigen und eine EBIT-Marge von 25 Prozent erreicht werden. Angesichts der Vielzahl an globalen Krisenherden würde eine Verschiebung um ein Jahr oder eine reduzierte Umsatzprognose mit Blick auf die jüngste Kursentwicklung aktuell wohl niemanden mehr überraschen. Wichtig wäre, dass Fiedler hier konkret wird und die Prognose nicht nur „bis auf weiteres aussetzt“.
In diesem Zusammenhang im Fokus: das patentierte LIDE-Verfahren (Laser Induced Deep Etching) zur Dünnglas-Mikrobearbeitung. Die Technologie ebnet dem kostengünstigeren Glas als Alternative zum teuren Silizium den Weg für viele industrielle Einsatzbereiche in der Mikrofluidik, der Displayherstellung und der Chip-Produktion. Trotz des ersten Auftrags eines großen Halbleiterherstellers, einer Entwicklungskooperation für Displayanwendungen und dem Rahmenvertrag mit einem Kunden aus der Halbleiterindustrie trat der Vorstand in Bezug auf größere Einzelaufträge auf die Euphoriebremse, weitere kleinere Abschlüsse im niedrigen Millionenbereich scheinen allem Anschein nach aber nicht ausgeschlossen.
Analyst Jonah Emerson von Hauck Aufhäuser schrieb aber zuletzt in einer Studie, dass der erste größere Auftrag noch im zweiten Halbjahr eintrudeln könnte. Die LIDE-Technologie dürfte vor allem bei faltbaren Smartphone-Displays zum Einsatz kommen. Das Umsatzpotenzial mit faltbaren Smartphones insgesamt beziffert der Experte auf deutlich über 100 Millionen Euro. Emerson sieht Samsung als ersten größeren Kunden. Nach Gesprächen mit dem Management hat er Ende Mai seine Kaufempfehlung mit Ziel 35 Euro daher bestätigt.
Nach der desaströsen Kursentwicklung in den letzten Monaten bleibt für die Anleger die Hoffnung: auf operative Fortschritte, auf eine erfolgreiche LIDE-Kommerzialisierungsstrategie und damit auch auf ein nachhaltiges Comeback der Aktie.
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