Die letzten Tage haben Anlegern viel abverlangt. Brutale Kursverluste und hektische Schlagzeilen machen es schwer, die Ruhe zu bewahren. Dabei ist das eine der wichtigsten Eigenschaften für erfolgreiche Spekulanten.
Noch alle da? Aktien im Depot? Nicht die Flucht ergriffen? Zuerst die Kurseinbrüche in der vergangenen Woche. Schon kein Spaß. Dann der von vielen beschworene „Black Monday“. Der DAX zeitweise um mehr als zehn Prozent im Minus. Brutal. Favoriten der letzten Wochen noch mehr. Gewinnmitnahmen auf breiter Front. Rheinmetall beispielsweise stellenweise um ein Fünftel leichter. Nichts für schwache Nerven. Wenn Sie das hier und heute lesen, dann sind Sie noch da. Noch an der Börse. Gut so. So kann Börse sein. Das kann man nicht ändern. Nur, wie man reagiert. Das hat man in der Hand.
Am 26. März habe ich an dieser Stelle über deutsche Blue Chips geschrieben. Allianz und Münchener Rück waren mir zu heißgelaufen. Ich schlug vor, ein paar Gewinne zu realisieren, sich einen schönen Frühlingstag zu machen und dann eventuell tiefer wieder einzusteigen.
Das ging deutlich schneller als erwartet. Brutaler. Stärker. Panik an den Märkten. Entsetzte Kommentatoren. „Zollhammer“ oder „Weltwirtschaftskrise“ waren auf einmal die Buzzwords. Ich habe an der Börse schon viel erlebt. Im Crashjahr 1987 wurde meine Tochter geboren, zur Irak-Krise 1990 mein Sohn. Es gab die Dotcom-Krise und das Ende des Neuen Marktes im Jahr 2000, es gab die Finanzkrise 2008 und den Corona-Crash des Jahres 2020. Und jetzt hat – wie einige Kommentatoren schön formulierten – auch das 21. Jahrhundert seinen „Black Monday“ – vielleicht künftig als „Trump-Crash“ bezeichnet.
Auslöser: US-Präsident Trump errichtet ein Bollwerk an Zöllen um die Vereinigten Staaten. Die Angst der Anleger: ein drohender, globaler Handelskrieg. Handelsschranken, steigende Preise für Konsumenten, sinkende Umsätze für Unternehmen. Ein Horror. Auch und gerade für die Börse.

Meine Meinung: Politische Börsen haben kurze Beine. Eine Binsenweisheit – aber eine, die man im Kopf haben sollte. Die fundamentalen Gegebenheiten haben sich nicht geändert. Nur eines ist geschehen: Der mächtigste Mann der Welt – das ist er, ganz egal, ob uns das passt oder nicht – fühlt sein Land von anderen Nationen übervorteilt. Laut EU-Kommission lagen die Exporte der EU in die USA im Jahr 2024 bei rund 530 Milliarden Euro – gegenüber Importen aus den USA von rund 333 Milliarden Euro. Gegen dieses Defizit will Trump etwas tun. Und sieht Zölle als Mittel der Wahl. Das Kalkül: Wenn Importe teurer werden, dann greifen die Amerikaner eher zu den preiswerteren heimischen Produkten. Außerdem werden ausländische Firmen verstärkt in den USA produzieren, um das Zollproblem zu umgehen. Soweit der Plan.
Wird Trump die Weltwirtschaft in Brand setzen und den Wohlstand dieser Generation abfackeln? Ich bezweifle es. Er ist und bleibt ein Deal-Maker. Umgeben von Machern, wie Finanzminister Scott Bessent. Die eine komplett andere Sprache sprechen als die klassischen Politiker im Rest der Welt. Die bestehende Konventionen des politischen Miteinanders im Rekordtempo einreißen. Muss man nicht mögen. Ist aber Realität. Diese Männer, da bin ich sicher, verfolgen einen Plan. Und wenn dieser Plan aufgeht, dann steigen auch die Kurse wieder.
Der Faktor Zeit ist natürlich wichtig. Es bleiben keine Wochen. Aber das wissen auch die Akteure. Ein weiterer Punkt, der für ein baldiges Ende der Misere spricht. Am Ende gilt: Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, hat sie auch nicht, wenn sie steigen. Und sie werden steigen. Das liegt in ihrer Natur. Lassen Sie sich nicht verrückt machen!
